„Was sonst noch gärt“ – unter diesem Motto haben die Berliner Sommeliers Billy Wagner und Johannes Schellhorn (beide nobelhart & schmutzig) Obst-und Gemüseweine in Sankt Martin/Pfalz vorgestellt:
VERGORENES: EINMAL NICHT AUS TRAUBEN
Die Jungstars aus der Bundeshauptstadt hatte Uwe Warnecke, langjähriger Sommelier im Schwarzen Hahn des Deidsheimer Hof und Organisator der Veritable in‘s pfälzische Winzerdorf St. Martin geholt. Voraussetzung beim Food-Pairing mit Wagner/Schellhorn: Keine Industrie-Produkte, sondern Manufaktur-Erzeugnisse. Etwa „Roosa Rabarberi-Vahuvein“ von Valge Joe (Estland): Ein trocken-kerniger Schaumwein, der nach Zimt duftet und im nobelhart&schmutzig-Restaurant als Aperitif serviert wird.
Sommelier und Restaurant-Chef Billy Wagner in Sankt Martin/Pfalz.Ein 2016er undegorgierter Apfelcider aus Wachenheim von Odinstal (Pfalz) mit 6,5 % Alkohol bietet sich, so Wagner, als ideale Begleitung zu Schweinebacken mit Kraut an. Das Getränk duftet wie Äppelwoi oder Viez. Ähnlich im Geschmack der 2015er Apfelperlwein aus der Korbpresse mit Speierling. Produzent Stefan Vetter aus Gambach (Franken) hat seinen prickelnden Wein sehr herb ausgebaut. Über 5,5 Prozent Alkohol verfügt der 2016er Cidre Divona von Johanna Cecillon aus der Bretagne. Das Geschmacks-Profil entspricht dem herkömmlichen Apfelwein-Profil mit leicht bitteren Noten. Etwas Süsse hat der 2016er Poire der Cidrery du Vulcaine (Schweiz). Das Birnen-Produkt kostet circa 15 Euro pro 0,75 Liter-Flasche.
Phalanx der vergorenen Obstweine.Vom weltweit einzigen Kirschweingut Nielstrupmark/Lolland kommt der 2013er Vin af Kirsebaer aus Dänemark. Im Geschmack einem Portwein aus Sauerkirschen ähnelnd kostet das Erzeugnis 30 Euro. Nielstrupmark produziert in Frederiksdal 42 Hektar 220.000 Flaschen und ist in Deutschland beim Nürnberger Händler K & U erhältlich. Ebenfalls aus Dänemark kommt das Quitten-Getränk Cydonia von der Cold Hand Winery in Randers/Jütland. Mit süß-säuerlichen Noten ausgestattet, schlägt die 0,375 Liter-Ausgabe mit 35 Euro zu Buche. Cydonia eignet sich ausgesprochen gut als Zugabe zum Kir. Billy Wagner setzt diese Produkte in seinem Restaurant ein, weil sie in ihrer kompromisslosen Regionalität zum Konzept von nobelhart&schmutzig passen, wo auf Lebensmittel aus Berlin und Umland gesetzt wird. Johannes Schellhorn sieht in dem Craft-Frucht-Wein-Angebot in der Gastronomie auch eine Möglichkeit, dass die handwerklichen Produzenten einen fairen Preis bekommen.
Fotos: – Text: Klaus Feldkeller