Die Südtiroler Kellereien Andrian und Terlan verbindet der Weinkenner nicht sofort mit Blauburgunder. Andrian hat sich vor allem mit der Rebsorte Lagrein einen Namen gemacht, Terlan ist für gereifte Weißweine mit Charakter bekannt. Zeit für eine Blauburgunder-Probe:
Der Monticol 2017 ist in Deutschland im ausgesuchten Handel zum empfohlenen Preis von 26 € erhältlich, ebenso der Anrar zum Preis von 35 €.
ANRAR UND MONTICOL: ZWEI SEITEN EINER BLAUBURGUNDER-MEDAILLE
„Monticol“ aus Terlan und „Anrar“ aus Andrian haben auf sich aufmerksam gemacht. Beim Blauburgunder-Wettbewerb 2020 konnten sie mit dem Jahrgang 2017 den 2. und 3. Platz erzielen. Blauburgunder oder auch Pinot Noir ist eine der rarsten Rotweinsorten in Südtirol. Mit 470 Hektar beträgt die Anbaufläche heute lediglich 8,6 Prozent der gesamten Anbaufläche Südtirols, obwohl die Sorte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts angebaut worden ist. Für zwei renommierte Betriebe im Etschtal hat die Sorte in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Dabei unterscheiden sich der Monticol der Cantina Terlan und der Anrar der Cantina Andrian in ihren Voraussetzungen und in ihrer Stilistik, wobei sie ein Kellerteam gemeinsam verantwortet und es sich in beiden Fällen um Riservas handelt.
Während manche Weinbauregionen Europas historisch frühe Weinlesen erleben, zeichnete sich 2020 in Südtirol ein Normaljahr ab, aus heutiger Sicht ein qualitativ und mengenmäßig guter Jahrgang laut Rudi Kofler, Kellermeister der beiden Cantinas. „Nach einem Blitzstart im Frühjahr, als die Blüte aufgrund der wärmeren Temperaturen rund 2 Wochen früher einsetzte, schaltete die Vegetation im eher kühlen und feuchten Juni wieder einen Gang zurück. Die Monate Juli und August verliefen ohne besondere Vorkommnisse – extreme Hitze-Ereignisse blieben ebenso aus wie Hagel oder Unwetter. Meteorologisch gesehen verlief das Weinjahr bis dato eher ruhig.
Der Pinot Noir Monticol Riserva kommt aus einer außergewöhnlichen Lage. Die Trauben reifen langsam in Südwest- und Ost-Ausrichtung auf 500 bis 600 Metern Meereshöhe, wo Fallwinde selbst im Hochsommer für Abkühlung sorgen. „Insbesondere die älteren Rebanlagen bringen hier einen gut strukturierten und vor allem eleganten Pinot Noir hervor. Das Terroir verleiht ihm einen unverwechselbaren Charakter mit Spannung und Tiefe, den wir gerade in den letzten Jahren bewusst herausarbeiten wollten“, bringt Kellermeister Rudi Kofler den Charakter des Monticol Riserva auf den Punkt. Der Ausbau erfolgt für zwölf Monate teils im großen Holzfass, teils im Barrique mit einem Drittel neuem Holz. Das Ergebnis ist ein rubinroter Pinot Noir, der sich vielschichtig präsentiert: feingliedrige Beerendüfte sowie Kirschen werden durch edle Würznoten und Feuerstein ergänzt. Am Gaumen beeindruckt der Monticol durch eine ausgeprägte Mineralik, eine Eigenschaft, die auch auf die kargen Quarzporphyr-Böden vulkanischen Ursprungs zurückzuführen ist.
Die Cantina Andrian, die älteste Kellerei Südtirols, liegt ebenfalls im Etschtal auf der anderen Talseite. Obwohl seit 2008 mit Terlan fusioniert hat Andrian ein anderes Portfolio. Der Pinot Noir Anrar Riserva wächst in Pinzon ganz im Süden auf etwa 470 Metern Meereshöhe. Dort liegt oberhalb von Neumarkt die Einzellage Anrar mit Süd-Südwest-Ausrichtung. Die Voraussetzungen unterscheiden sich deutlich vom Monticol zum einen durch ein deutlich verändertes Klima, aber auch durch die Böden, weil hier tiefgründige Ton- und Kalkböden, ideal für Pinot Noir, vorherrschen. Durch die idealen Bedingungen ist der Ertrag in dieser Lage mit 40 hl/ha von Natur aus niedrig.
Der Ausbau erfolgt ausschließlich im Barrique, was leicht rauchige Untertöne hervorbringt. Dennoch zeigt auch der Anrar eine eindeutige Kirsch- und Waldbeerenprägung gepaart mit Teeblättern und Gewürzen. Seine komplexe Frucht wird von einer animierenden Säure getragen. Klaus Gasser, Vertriebsleiter für beide Cantinas, kommentiert die gute Entwicklung der beiden Pinot Noir: „Als Freunde großer weißer Burgunder ist es schön zu sehen, dass wir gerade auch beim Blauburgunder einen großen Satz nach vorne machen konnten. Wir haben beide Weine von Grund auf neugedacht und werden uns auch weiterhin massiv anstrengen, nicht zuletzt, weil die Sorte perfekt in unsere Philosophie passt. Ob Monticol oder Anrar, beide Riservas sind große Pinot Noirs, die mit ihrer Typizität und einem guten Alterungspotenzial überzeugen.“
Foto: Klaus Feldkeller – Text: Klaus Feldkeller/organize communications
LESEN SIE AUCH: WÜRZBURGER STEIN: SANFTER REBSCHNITT