WÜRZBURGER STEIN: SANFTER REBSCHNITT

spit_08Der Würzburger Stein ist eine der ersten Adressen im fränkischen Weinbau. Die größte zusammenhängende Einzellage Deutschlands wird auch vom Juliusspital  bewirtschaftet. Das zweitgrößte Weingut hierzulande praktiziert dort den sanften Rebschnitt:

spit_05Juliusspital-Mitarbeiter Peter Rudloff zeigt die handwerkliche Technik (1).
Peter Rudloff steht vor einer Rebenzeile. Der Weinbergsmeister demonstriert im Stein gerade den sanften Rebschnitt. Eine Methode, die den Weinstock vital und gesund halten soll. Entwickelt wurde die Technik von den preparatori d’uva (Traubenvorbereiter) Simonit&Sirch aus dem italienischen Friaul. Deren Philosophie: Den Rebstock möglichst wundfrei weiterwachsen zu lassen.
Der herkömmliche Rebschnitt jetzt am Ende des Winters ist einer der größten Eingriffe des Winzers am Rebstock. Es kommt zum einen zu Wunden, wenn die Ruten am Kopf des Rebstocks entfernt werden. Die dabei entstehenden großen Schnittflächen machen ihn anfällig für Krankheiten, weil Bakterien und Pilze einfallen können. Zum anderen wird dem Rebstock viel seiner Energie beraubt, da durch den traditionellen Schnitt der Saftfluss gestört wird. Zur Wundheilung trocknet der Schnitt nach innen aus und verengt dabei die Leitbahnen. Eine Art Arteriosklerose der Rebe.

spit_04So sieht ein gesunder Rebstock im Querschnitt aus (2).
Hier setzt die „Therapie“ der Berater von Simonit&Sirch an. Die „Rebenversteher“ haben eine Methode entwickelt, die dem Bedürfnis des Winzers nach Kultivierung und den natürlichen Bedürfnissen jedes einzelnen Rebstocks gerecht werden will. Und das heisst in der Praxis: Handwerk. Peter Rudloff setzt die Handschere ein, die früher benutzten pneumatischen Scheren bleiben im Juliusspital-Betriebshof.
Die Arbeitsweise: Stets auf jungem Holz zu schneiden und behutsam gezielte Schnitte zu setzen. Ein Schnitt auf altem Holz hinterlässt hingegen nach einiger Zeit eine Wunde, die die Gefäße der Pflanze beschädigt und gleichzeitig das Eindringen von Holzpilzen erleichtert. Ziel der preparatori d’uva ist es, durch die gestärkten Abwehrkräfte gegen Schädlinge und den verbesserten Saftfluss die Qualität der Trauben zu verbessern. Und es sollen gesunde, alte Rebstöcke werden. Als eines der ersten Weingüter in Deutschland praktiziert das Juliusspital seit einiger Zeit den sanften Rebschnitt. Genauso wie internationale Größen wie Braida, Chateau d’Yquem, Pichon Longueville Comtesse, Domaine Chevalier, Louis Roederer und Alois Lageder.

spit_02Weingut mit Tradition. Seit über 435 Jahren in der fränkischen Metropole zuhause (2).
Fotos: Stiftung Juliusspital (1) – Klaus Feldkeller (2) Text: Klaus Feldkeller
DER AUTOR HAT DEN BEITRAG OHNE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT. EINE EINLADUNG ZUR PRÄSENTATION ERFOLGTE DURCH DAS WEINGUT JULIUSSPITAL.

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