Spitzenwein wird von Persönlichkeiten gemacht. Wie vom Schlage eines Alejandro Fernández. Der Spanier hat dem Tempranillo zu internationaler Geltung verholfen. In Frankfurt/Main stellt der 82-Jährige seine Philosophie vor. Stur, stolz und charmant: „Mein Wein macht keine Kopfschmerzen.“
Kurzweiliger Präsentator seiner Weine: Alejandro Fernández.Alejandro Fernández ist ein Tüftler, ein findiger Kopf. Mit Patenten für Landwirtschaftsmaschinen für Zuckerrüben hat der Kastilier zuerst Geld verdient. Geld, um seine Tempranillo-Kultur zu entwickeln. Bis Anfang der 1970er Jahre war die Weinbau-Region in Zentral-Spanien reines Massenanbau-Gebiet. Fernández setzt ab 1972 in seinem ersten Weingut Pesquera auf Qualität bei Anbau und Lese. Während Winzerkollegen seinerzeit zu fixen Terminen lesen, sammelt der kleine Mann mit den großen Visionen die Trauben früher: „Die Beeren müssen so beschaffen sein wie die Wangen eines jungen Mädchens.“ Prägend wird für Fernández ein Weinstil mit feiner Säure. Auch findet er, dass die Rotweine bei 18 Grad zu warm getrunken werden: „12 Grad ist die richtige Temperatur, da sind sie schön saftig.“Nach und nach erweitert Fernández sein Tempranillo-Imperium. Es folgen Condado de Haza (bei Burgos), dann in 90ern Dehesa la Granja bei Toro und im reifen Rentenalter El Vinculo, wo der Winzer auch Trauben zukauft. Fast alle Fernández-Weine werden in amerikanischer, bis auf wenige Ausnahmen in französischer Eiche ausgebaut.
3 aus 4: Nur das Weingut El Vinculo fehlt.Auch mit seinem Gut Dehesa la Granja bei Toro geht der eigenwillige Weinbauer konsequent seinen Weg. Weil Fernández in Bewässerungsfragen mit dem zuständigen Wein-Regulator über Kreuz liegt („Wenn den Reben Wasser fehlt, dann werden sie bitter“) lässt der Ribera del Duero-Virtuose hier seine hochklassigen Produkte als Landweine vermarkten, wie Spanien-Experte und Übersetzer David Schwarzwälder bei der Präsentation in der Skylounge im Hotel Roomers anmerkt.Geadelt worden ist Fernández von Weinpast Robert Parker für seinen Tinto Pesquera als „spanischer Pétrus“. Der Erfolg in der internationalen Wein-Elite ist dem Spanier aber nicht zu Kopf gestiegen.Inzwischen besitzt die Fernández-Familie die genannten vier Weingüter, mehr als 800 Hektar Weinberge und erzeugt mit 130 Angestellten jedes Jahr gut 2 Millionen Flaschen Wein. Alejandro Fernández gilt neben Vega Sicilia als bedeutender Wegbereiter des modernen Ribera-del-Duero-Weinstils – als „Rey del Tempranillo“ (König des Tempranillo)
Die vier Bausteine der Tempranillo-Kultur von Alejandro Fernández.
Ein Beispiel für den Fernandéz-Stil: Der Basiswein Pesquera Tinto Crianza wird mindestens 18 Monate in der Barrica ausgebaut. Die Trauben werden komplett abgebeert (ohne Stiele verarbeitet) und es wird keine Filtration und Kältestabilisierung ausgeführt, sondern nur mit natürlichem Eiweiss geschönt. Der Spanier, dessen Geschäfte mittlerweile von seinen vier Töchtern geführt werden, präsentiert sich als leutseliger patrón, der seine launigen Ausführungen („Ich trinke nur Weine von mir, die älter als 2 Jahre sind“) mit Sangeseinlagen garniert. Einmal jedoch hat der spanische Grossmeister den roten Tempranillo-Pfad verlassen. In der Degustations-Pause schenkt Pesquera-Mitarbeiter Rafael López-Alonso Abaitua den weissen Tropfen Alejairen Blanco La Mancha (DO) ein. Ein Beweis dafür, dass auch aus der Massentraube Airen gehaltvolle Weine entstehen können. A propos Verträglichkeit und Wein: Weil das Klima in Zentralspanien so trocken ist, muss Fernández wenig Schwefel einsetzen, um Pilze fernzuhalten. Deshalb verursachten seine Weine auch keine Kopfschmerzen.
Verantwortlich auch für den deutschen Markt: Rafael López-Alonso Abaitua.
Verkostete Weine: 2012er Pesquera Crianza – 2011er Condado de Haza Crianza – 2010er El Vinculo Crianza – 2007er Dehesa la Granja Crianza – 2011er Pesquera Reserva – 2009er Condado de Haza Reserva – 2007er El Vinculo Reserva – 2002er Dehesa la Granja Selección – 2004er El Paraje la Golosa Gran Reserva – 2003er Alenza Gran Reserva – 2003er Janus Gran Reserva – 1998er Dehesa 14
DER AUTOR HAT TEXT UND FOTOS OHNE FINANZIELLE UND MATERIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT. ZUM TASTING MIT ALEJANDRO FERNÁNDEZ WURDE DER AUTOR EINGELADEN.