Paul Grote hat sich in seinem bisherigen Werk an berühmten Weingebieten kriminalistisch – vom Burgund über das Chinati bis zum Bordeaux – abgearbeitet. Nun steht das Piemont im Zentrum. Der Plot: Ein
Düsseldorfer Wirtschaftsanwalt kehrt von einem Gruppen-Ausflug seines Weinclubs unter mysteriösen Umständen nicht zurück. Die italienische Gattin Francesca macht sich auf den Weg, um ihren Mann zu finden. Dabei lernt sie fiktive und reale Spitzenwinzer wie
Aldo Vajra, Franco Ceste und Angelo Gaja kennen. Im Zuge der Nachforschungen erhält der Leser ganz nebenbei Nachhilfeunterricht zu den Grundlagen der Weinproduktion und den Vorzügen der Piemonteser Reben.
Francesca vermittelt bei ihren Ermittlungen Einblicke in die italienische Geschäftswelt mit bestechlichen Beamten und hilfreichen Edelmännern. Sie wird dabei mit dem wachsenden wirtschaftlichen Einfluss der Chinesen auch im Wein-Business von bella italia konfrontiert. Die Ehefrau realisiert im Laufe der Handlung, dass ihr Mann als Wirtschaftsanwalt Opfer einer perfiden Machenschaft geworden ist.
All dies erzählt Grote mit konventionellen Mitteln,
easy writing, unterhaltsam, kenntnisreich,
kein „Whodunit-Krimi“ – ein Buch eher im Stile eines Drehbuches für Donna Leon-Verfilmungen. Der Autor kann sich dabei Seitenhiebe auf die sinistre Finanzwelt mit der Goldmann Sachs-Vergangenheit des italienischen Ex-Bankers und jetzigen EZB-Chefs
Mario Draghi nicht verkneifen.Pünktlich im Spätsommer legt Grote – Gesamtauflage inzwischen bei 275.000 Büchern – seinen jeweils neuen Krimi vor. Vielleicht bekommen wir dann im nächsten Jahr den ultimativen Thriller über Grexit, Varoufakis,
Agiorgitiko und einen badischen Finanzminister. Interessant wäre es allemal, einen Titel gäbe es schon:
„Das Blut der Erde: Griechischer Wein“ – frei nach Udo Jürgens.