MONCARO: VON DER TOURISTEN-AMPHORE ZUM QUALITÄTSWEIN

Moncaro_02Giuliano D’Ignazi (Foto) ist in seinem Element. Mitten in der Weinlese kann der Betriebsführer den Besuchern aus Germania die Cantina in Montecarotto zeigen. Hier im nördlichen Teil der italienischen Marken ist der Verdicchio zuhause.

Moncaro_05Ein Landgut mit Ristorante gehört auch zum Moncaro-Ensemble.

Die Winzergenossenschaft Moncaro vinifiziert die Trauben zum fruchtigen Weisswein. Auch mit anderen Produkten startet das Unternehmen eine internationale Expansion, die bis nach Indien führt. Vor 50 Jahren wurde Moncaro 1964 von einer Gruppe von qualitätsbewussten Winzern gegründet. Sechs Jahre später erfolgte mit dem Bau der Kellerei (Cantina) und der eigenen Wein-Produktion in Montecarotto der nächste Schritt. Vor der malerischen Hügel-Kulisse der Marken sorgt Önologe Giuliano D’Ignazi mit seinem Team für den technischen Ablauf.
Mit Hilfe von Trockeneis und schonendem Kaltgärverfahren werden die Verdicchio-Trauben behandelt, um ein Optimum an fruchtbetontem Aroma herauszuholen. Seit 1981 gehören die Methoden des biologischen und nachhaltigen Anbaus bei der Weinproduktion dazu. Mit Erfolg. Der Ritterschlag in der Branche fand im Jahr 2000 statt, als der renommierte Weinführer Gambero Rosso zum ersten Mal einen Moncaro-Wein mit seiner höchsten Bewertung, den drei Gläsern adelte. Inzwischen steht Moncaro auch auf drei Beinen. Neben Montecarotto gehören inzwischen die Cantina del Conero bei Ancona und die Cantina di Acquaviva Picena in den südlichen Marken mit ihren Rotwein-Linien zur Genossenschaft.
Moncaro_06Line-up der Moncaro-Weine.
Die Mitglieder der Kooperative, darunter 70 Prozent kleine Familiengüter, bewirtschaften rund 1.800 Hektar. 60 Hektar werden anerkannt biologisch bearbeitet – der Rest unter Berücksichtigung naturnaher Anbau-Techniken. Mit inzwischen sichtbaren Resultaten. Die Reben sind widerstandsfähiger geworden und das ökologische Gleichgewicht wieder hergestellt.
Nützlinge, Vögel und wilde Tieren sind in die Weinberge zurückgekehrt. Für den Weinanbau erweist sich die Region zwischen Meer und Bergen ideal mit ihren vielen geschützten Tälern und Senken. Das Wechselspiel zwischen Meer und Bergen bestimmt das Klima, wobei es sich in der Nähe der Berge kühler präsentiert.
Moncaro_01„Fiasko“-Flaschen-Ambiente vor der Cantina.
Für den Ökowein wird eine eigene Anlage – getrennt vom übrigen Wein – genutzt. Mit einer auf wiegenden Füssen stehenden pneumatischen Presse kann je nach gewünschter Weinqualität die Mostausbeute reguliert und schonend ausgepresst werden. Für den Verdicchio Classico wird dabei nur die sogenannte „Blume“ verwendet, das sind 30 Prozent Ausbeute bei niedrigem Druck. Der restliche Most wird für einfachere Weinqualitäten verwendet. Riccardo Cotarello, einer der bekanntesten Weinmacher Italiens, fungiert als Berater der Moncaro-Genossenschaft.
Ein Ergebnis seiner Tätigkeit ist der Atavico, ein Verdicchio, der ohne Schwefel hergestellt wird. Dies ein Resultat des italienischen Wine Research Team, das auch schon für Villa Sandi bei der Schaumwein-Herstellung ohne den Konservierungsstoff Sulfit auskam. Mit Stolz weist Betriebsleiter Giuliano D’Ignazi auf die zahlreichen Auszeichnungen und gestiegenen Produktionszahlen. Neben dem Inlandsmarkt und Europa – hier vor allem Deutschland – exportiert Moncaro verstärkt nach Asien. Taiwan, China und Indien sind die neuen Absatzmärkte.
Moncaro_03Labor-Kontrolle der aktuellen Produktion in Montecarotto.
Verdicchio: Schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt, war Verdicchio lange lediglich ein Weißwein mit regionaler Bedeutung in der Provinz Ancona. Äußerlich an der Amphorenflasche erkennbar. In der 1980er-Jahren als Touristenwein in italienischen Autobahnraststätten verramscht, erlebte der Verdicchio inzwischen eine Renaissance. Saubere Verarbeitung und moderne Kellertechnik wirken seiner Neigung zu Oxidation entgegen und bringen seine feinen Aromen zur Geltung. Nach den kleinen befestigten Dörfern in der Region wurde die Klassifizierung DOC Castelli di Jesi genannt. Diese Zone darf ihre Weine als Classico bezeichnen. Mindestens 85 Prozent des Weins müssen dabei aus Verdicchio bestehen, der Rest darf durch Sorten wie den Trebbiano ergänzt werden. Die DOC Verdicchio di Mateliuca ist ein zweites, kleineres Anbaugebiet, es liegt zu Füssen der Apeninnen, was sich in den Weinen durch eine markantere Frische ausdrückt.
DOC Rosso Conero: Der führende Rotwein der Marken kommt aus der Region, die sich direkt an der Adria um die Hauptstadt Ancona erstreckt . Zumeist wird er sortenrein aus Montepulciano gekeltert – vorgeschrieben sind mindestens 85 Prozent, ergänzt werden darf der Rosso Conero durch Sangiovese. Die besten Selektionen werden im Barrique ausgebaut. DOC Rosso Piceno: In der zweiten bekannten Rotwein-Appellation, deren Kernzone im südlichen Teil der Marken liegt, sind die Winzer verpflichtet, mindestens 60 Prozent Sangiovese zu verwenden und können mit Montepulciano vervollständigen. In den letzten Jahren herrscht ein wachsendes Qualitätsbewusstsein, dass sich gegen übermäßige Höchsterträge durchzusetzen beginnt.
Degustation: MONCARO Le Vele 2013 – Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico – zartfruchtiger Weißwein. Hier treffen Banane, Birne und Ananas zusammen. Saftig und rund. Erfrischt den Gaumen mit feiner Fruchtsüße. Einstiegs-Segment. In Deutschland beim Weinhändler mit dem französischen Vornamen erhältlich.
Fotos und Text: Klaus Feldkeller
DER AUTOR HAT TEXT UND FOTOS OHNE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT.

 

 

 

 

   Sende Artikel als PDF   

Kommentare sind geschlossen.