Nach London und Zürich machte das Franciacorta Festival zum ersten Mal Station in Deutschland: In München präsentierten rund 35 Weingüter aus Italiens renommiertester Schaumweinregion ihre Produkte.
Den passenden Rahmen für diese Präsentation boten die Räumlichkeiten der Praterinsel in München. Eine Gelegenheit, sich als Fachbesucher oder Liebhaber aus erster Hand über die aktuellen Jahrgänge und Entwicklungen zu informieren und die ein oder andere Entdeckung zu machen. Wer Schaumwein in Italien zu besonderen Anlässen trinkt, der greift zu Franciacorta. Das liegt in der Lombardei. 1961 fing es bei Berlucchi unter dem Motto an: „Franciacorta: Ein Mythos, der den Champagner“ herausfordert. Vor über 50 Jahren begann die Erfolgsstory, nicht nur für das Weingut Berlucchi, sondern auch für die gesamte Region Franciacorta. Nie zuvor war es hier gelungen, einen Schaumwein nach Champagnervorbild zu kreieren, und nie zuvor trug ein Wein die Herkunftsbezeichnung Franciacorta auf dem Etikett.
Charmante Präsentation aus dem Hause Mosnel.Dem Önologen Franco Ziliani gelang das Kunststück. Der Franciacorta kommt aus dem gleichnamigen Anbaugebiet zwischen Gardasee und Mailand, das ein relativ kühles Klima und lehmig-kalkige Böden besitzt, was für Schaumweine eine optimale Voraussetzung ist. Er besitzt D.O.C.G.-Status, befindet sich also in der höchsten italienischen Qualitätsweinkategorie. Er kostet durchschnittlich weniger als ein Champagner, ist deswegen aber kein Billigheimer.
Typische Landschaft in der Lombardei, wo die Franciacorta-Trauben wachsen.Mit einem Prosecco hat er nichts gemein, mit dem süßen Asti noch weniger. Ein Franciacorta wird aus Champagner-Trauben erzeugt. Franciacorta trinken die Italiener vor allem selbst. Die Herstellungsvorschriften sind wortgleich und genauso streng wie in der Champagne. Ein einfacher Franciacorta Brut muss mindestens 18 Monate auf der Hefe liegen, ein Jahrgangs-Wein 30 Monate. Den größten Teil der knapp 11 Millionen Flaschen trinken die Italiener selbst: rund 90 Prozent.
Schaumwein für den besonderen Geschmack: Franciacorte. Heute ist der Franciacorta nicht irgendein italienischer Spumante, sondern ein Wein mit fest etabliertem Profil, eine Marke. Seit 1995 darf er den höchsten Rang der italienischen D.O.C.G-Qualitätspyramide beanspruchen. Inzwischen haben zahlreiche Betriebe Zanella nachgeeifert, das Gebiet erlebte in den letzten zehn Jahren geradezu einen Boom und fordert den Champagner heraus, etwa der Winzer Riccardo Ricci Curbastro. Ca’ del Bosco gehört unverändert zu den größten Erzeugern im Gebiet mit rund 100 Kellereien. Der italienische Schaumwein-Mythos ist noch jung. Belebt wird er in jedem Jahr mit Essen, Musik und Kunst: Beim großen Festival Franciacorta.
Fotos – Text: KLAUS FELDKELLER
DER AUTOR IST ZUR VERANSTALTUNG EINGELADEN WORDEN.
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