DELINAT: BIO-PIONIER KARL SCHEFER IM INTERVIEW

Das Unternehmen gilt heute als Pionier für biologischen Weinbau in Europa und hat eigene, strenge Delinat-Richtlinien entwickelt, die weit über den EU-Bio-Standard hinausgehen. Unter Schefers Leitung setzt Delinat konsequent auf Biodiversität, chemiefreien Pflanzenschutz und pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs), um den Weinbau zukunftsfähig zu machen. 

Frage: Herr Schefer, im Weinbau werden mehr Pestizide gespritzt als in jedem

Herr Schefer, im Weinbau werden mehr Pestizide gespritzt als in jedem anderen Bereich der Landwirtschaft. Warum ist das so – und warum bessert sich
die Lage nicht?


Karl Schefer: Das Hauptproblem ist, dass sich Schädlinge und Pilze sehr schnell
anpassen. Je mehr Gifte man einsetzt, desto resistenter werden sie. Das führt zu
einem Teufelskreis: Mehr Chemie bedeutet geschwächte Reben, die noch anfälliger
für Krankheiten werden – und dann braucht es wieder neue Gifte.


Frage: Gibt es grundsätzliche Alternativen zu diesem System?


Karl Schefer: Ja, es gibt zwei Wege. Der erste ist der konventionelle Ansatz: Die
Pflanze wird ständig umsorgt, gedüngt und gegen jede Gefahr geschützt –
vergleichbar mit einem Patienten auf der Intensivstation. Der zweite Weg, unser
Weg, ist die Delinat-Methode: Die Pflanze wird so weit wie möglich sich selbst
überlassen und darf lernen, sich aus eigener Kraft zu behaupten.


Frage: Das klingt auch für den Bioweinbau herausfordernd. Ist Bio automatisch
besser?

Karl Schefer: Nicht unbedingt. Wenn im Bio-Weinbau zwölf bis achtzehn Mal pro
Jahr mit Kupfer und Schwefel gespritzt wird, dann ist das ökologisch fragwürdig.
Verdichtete Böden, Monokulturen und anfällige Pflanzen gibt es dort oft genauso
wie beim Nachbarn, der konventionell arbeitet.

Frage: Was braucht es also für wirklich nachhaltigen Weinbau?

Karl Schefer: Drei Dinge. Erstens: Säen statt düngen – eine artenreiche
Begleitflora im Weinberg, die Krankheiten vorbeugt und das Bodenleben stärkt.
Zweitens: Vielfalt statt Einfalt – Büsche, Hecken, Biotope und Bäume im
Weinberg, damit ein stabiles ökologisches Gleichgewicht entstehen kann. Drittens:
Stärken statt schwächen – robuste, klimaangepasste Reben, vor allem
pilzwiderstandsfähige Sorten, die sogenannten PIWIs.

Frage: Was macht PIWI-Reben so besonders?

Karl Schefer: Sie sind deutlich resistenter gegen Mehltau und andere
Krankheiten, vertragen Trockenheit und Frost besser, und sie brauchen kaum
Pflanzenschutz. Das reduziert den Arbeitsaufwand im Weinberg drastisch und
schont Böden, Wasser und Biodiversität. Die Öko-Bilanz ist unvergleichlich besser
als bei klassischen Edelreben.

Frage: Und geschmacklich?
Karl Schefer: Die Zeiten, in denen PIWIs geschmacklich hinterherhinkten, sind
vorbei. In Blindverkostungen liegen sie oft vorne. Die Züchtung hat enorme
Fortschritte gemacht.

Frage: Sehen Sie PIWIs als Zukunft des Weinbaus in Europa?

Karl Schefer: Absolut. Sie sind in vielen Regionen die Voraussetzung für
konsequent ökologischen Weinbau. Immer mehr Winzer erkennen das, und die
Gesetzeslage erleichtert inzwischen den Anbau.

Frage: Wer hat diese Entwicklung entscheidend vorangetrieben?

Karl Schefer: Großartig finde ich die Arbeit von Valentin Blattner aus dem
Schweizer Jura. Er hat über Jahrzehnte neue Sorten gezüchtet, oft gegen
Widerstände und ohne Anerkennung. Ihm gebührt Respekt und Dank – nicht nur
von uns, sondern von der gesamten Weinwelt.

Weitere Infos www.delinat.com

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