BÜRGERLICHER WEIN-ADEL: CRU BOURGEOIS DU MÉDOC

cru_02Weine aus dem Médoc: Aristokratische Spitzenprodukte. Wie Lafite, Latour, Mouton in Pauillac oder Château Margaux in Margaux. Sie sind preislich ambitioniert wegen ihrer Reputation und Qualität. Gibt es auch value-for-money-Gewächse für den smarten Konsumenten ? Cru Bourgeois-Châteaus präsentieren ihre Roten:

cru_04François Nony, Vizepräsident „Vereinigung der Cru Bourgeois du Médoc“.
Das Médoc beginnt nördlich von Bordeaux und zieht sich über 70 Kilometer auf dem linken Ufer der Gironde. Cru Bourgeois du Médoc: Das sind derzeit 251 Châteaus aus acht Appellationen mit Anspruch und Qualitätskontrolle auf 30 Prozent der gesamten Médoc-Rebfläche mit durchschnittlich 25-30 Millioinen Flaschen pro Jahr. 45 Winzer aus den sechs Appellationen Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux und St. Estèphe stellen derzeit ihren 2013er Jahrgang in Deutschland vor. Master Sommelier Hendrik Thoma rührt mit François Nony, dem Vizepräsidenten der „Vereinigung der Cru Bourgeois du Médoc“, die Werbetrommel: „Cru Bourgeois-Gewächse sind Bargain-Weine“. Im Segment von 8 bis 30 Euro werden die Rotweine hierzulande zum Durchschnittspreis von 16,58 Euro vertrieben. Der deutsche Markt ist für die Franzosen in Europa Nummer 1 und rangiert global auf gleichem Niveau wie USA und China, wie François Nony ausführt.
Aber diese Produkte sind keine Selbstläufer mehr. Der Konsument heutzutage ist anspruchsvoll, nicht unbedingt immer markentreu, er hat beim Wein die Qual der Wahl. Auch die Produzenten-Welt hat sich in den letzten Jahren radikal gewandelt. Gute Qualitäten kommen jetzt aus der neuen wie alten Weinwelt. Dabei stand Frankreich vor nicht allzu langer Zeit noch für die Wein-Aristokratie schlechthin. Die soziale Distinktion funktioniert mit den teuren Premiers Crus aus der 1855er-Klassifikation im Bordelais zwar immer noch, wie man am Beispiel China sieht.
Finanzieller Status wird eben gern mit eleganten französischen Weinen dekoriert. Die Cru Médoc-Winzer gelten aber weder in der Qualität als Spitzenklasse noch sind sie Preisführer beim besonders sparsamen deutschen Weintrinker. Ein klassisches „stuck-in-the-middle“-Dilemma. Welche Vorzüge haben nun die Cru Bourgeois-Weine ? François Nony weist auf die strengen, externen Qualitätskontrollen hin und den Markenschutz durch ein Gütesiegel, das schon vor Fälschungen in China geschützt habe.
cru_03 Gütesiegel dokumentieren die Wertigkeit der Médoc-Gewächse und sollen gegen Fälschungen schützen. (Foto: Vereinigung der Cru Bourgeois du Médoc)
Außerdem spricht Nony vom „Bordeaux-Bashing“ in der Weinwelt: „Wir waren von der Tradion her die Größten und Stärksten.Jetzt haben wir starke Konkurrenz weltweit und müssen uns positionieren. Seit 2009 haben wir die Klassifizierung Cru Bourgeois du Médoc. Das steht heute für Preisstabilität, gleich bleibende Qualität und historische Dimension der Marke.“
Der Jahrgang 2013 im Médoc: Kein einfaches Jahrgang, wenn man es freundlich formulieren will: Kalt-feuchtes Frühjahr, passabler Sommer, miserabler Herbst mit viel Botrytis. Vergleichbar mit 1984.
cru_05Winzerin Karin Bernaleau (Château Mongravey) aus Margaux.
Auf der Verkostungs-Liste in Köln:Château Patache D’Aux (Médoc): 60 Prozent Cabernet-Sauvignon, 30 Prozent Merlot, seit 1632, knackige Säure, Johannisbeere, sehr guter Essensbegleiter, ca. 16 Euro. www.domaines-lapalu.com  Château Clément-Pichon (Haut-Médoc): Önologe Michel Rolland, 60 % Merlot, 35 % Cabernet Sauvignon, 5 % Cabernet Franc, langes Lagerpotenzial www.chateau-clement-pichon.com Château Capdet (Listrac-Médoc) saftig, fleischig, ruppig, kreiert vom Önologen Eric Boissenot, der zu Unrecht im Schatten von Michel Rolland steht. www.cave-listrac-medoc.com
cru_01Winzer Pierre Cazeneuve (Château Paloumey) vor der Kölner Hohenzollernbrücke.
Château Lalaudey (Moulis) 56 % Merlot, 44 % Cabernet Sauvignon, fruchtig, Himbeere, Cranberry, bereits jetzt trinkbar  www.chateau-lalaudey.fr Château Mongravey (Margaux) MEIN GEHEIM-TIPP: 60 % Cabernet Sauvignon, 25 % Merlot, 2 % Cabernet Franc, filigran, weich, luftig, um die 30 Euro  www.chateau-mongravey.fr Château Tour de Pez Château (Saint-Estèphe) mineralisch, eisenhaltig, kompakt, um die 18 Euro www.tourdepez.com
cru_06Château Castera im Médoc bietet auch Öno-Tourismus an. (Foto: Château Castera)
FAZIT: Der geduldige Weinkonsument bekommt bereits ab 15 Euro Weine mit typischer Bordeaux-Typizität. Bereits nach 3 bis 5 Jahren im Keller dürfte sich die Investition in Cru Bourgeois du Médoc bezahlt gemacht haben.
Fotos – Text: Klaus Feldkeller
DER AUTOR HAT DEN BEITRAG OHNE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT. EINE EINLADUNG ZUR PRÄSENTATION ERFOLGTE DURCH DIE AGENTUR ALBERSPRI.COM.

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