Lange galt das kanarische Archipel als önologisches Schwellenland – als trinkbar wurde bestenfalls der edelsüsse Weisswein
Malvasia eingestuft. Klasse statt Masse – das hat sich
Laureano Roca de Armas nun für die Roten auf die Fahnen geschrieben. Der passionierte Bodegabesitzer steht der zwölfköpfigen Kommission auf der Insel vor, die die geschützten Anbaugebiete klassifiziert. Sitz ist die
„Casa del Vino“ mit angeschlossenem Weinmuseum im idyllischen
Santa Brigida (Foto oben). Monte Lentiscal – hier reifen die Reben auf Vulkanerde: Bekannteste Anbauregion ist die 100 Hektar umfassende Denominación de Orgin (DO)
Monte Lentiscal, welche die Hauptstadt Las Palmas, Santa Brigida und Telde im Inselnorden umfasst. Gleichzeitig ist es Naturschutzgebiet mit dem Vulkankrater des
Pico de Bandema. Von einem vergangenen Weinberg in seinem Innern zeugen noch die Reste von altem, zerfallenem Gemäuer. Die Vegetation wird mittlerweile aber nicht mehr wie einst von Rebstöcken, sondern von Palmen sowie Feigen und Orangen geprägt. Hier auf
Vulkanerde sollen nun die kommenden Stars der kanarischen Rebsorten kultiviert werden. Als Aushängeschild, das den qualitativen DO-Status untermauert, gilt der Bergwein „Tinto del Monte“, der aus der autochthonen Sorte
Listan Negro gekeltert wird.
Streiter für den Gran Canaria-Wein: Laureano Roca de Armas.
Qualität ist Trumpf, gerade im harten internationalen Wettbewerb – so Laureano Roca de Armas. Der Winzer setzt dabei auf die Auslese unter den Familienbetrieben: „Es gab einmal 60 hier – jetzt sind wird bei 50 und es wird weiter schrumpfen“. Die kanarischen Weinbauern bewirtschaften gerade einmal 200 Hektar mit jährlich 100.000 Litern Jahresproduktion bei einem Flaschen-Preis um die 8 bis 10 Euro. Da ist preislich natürlich noch Luft nach oben. Mondalon – das Aushängeschild unter den Roten: Um künftige Preissteigerung zu rechtfertigen, baut Winzer und Funktionär de Armas auf die sensorischen Besonderheiten: „Das Mineralische macht unseren Wein aus. Er ist von einer leichten Note geprägt, die durch den reizvoll fruchtig-bitteren Körper dringt. Wie die anderen kanarischen Inseln ist Gran Canaria ein Vulkan-Eiland mit einer Erde, die dem Wein jene mineralische Würze verleiht, auf die wir Weinbauern besonders stolz sind.“
Rote Fülle in der Flasche von Winzer Juan Manuel Cruz Hernandéz. Ein erfinderischer Winzer ist Juan Manuel Cruz Hernandéz, der seit über einem Jahrzehnt die Bodega Mondalón am Rande der Caldera de Bandema, dem 200 Meter tiefen Vulkankrater, bewirtschaftet und ständig mit neuen Kreationen experimentiert. Hoch dekoriert sind seine Tüfteleien, was die Vielzahl an Medaillen und Auszeichnungen belegen, die ihm von den hiesigen Weinjurys verliehen wurden. Sein Stolz: der Tinto del Monto „Mondalón“ aus der Negro Comun. Weitere Winzer: Bodega Saramena sowie Bodega Comercial Falcón de la Fe.
Koch Javier und die Hoteliers Alicia und Pepe setzen auf Mondalón. Der kräftige Rote wird natürlich auch im gleichnamigen
„Hotel Rural El Mondalón“ ausgeschenkt, einem schlicht-feinem Gasthaus-Hotel mit 10 Doppelzimmern und landestypischen Speisen wie
„Rope Vieja“ (alte Sachen), einem kräftigen Eintopf. Klein, aber fein – das ist auch das Motto von Weinlobbyist Laureano Roca de Armas, der auf die Hilfe der Europäischen Union im fernen Brüssel setzt: „Wir sind Teil des Netzwerkes
Vinvest, einem Zusammenschluss
kleiner Anbaugebiete, das auf den Austausch der Winzer baut.“ Und dabei wollen die
Wein-Davids auch künftig weiter gegen die Übermacht der Goliaths in den europäischen Flächenländern kämpfen. Schliesslich hat man vor 200 Jahren schon den
Mehltau überstanden. Und trotz der Reisen von Christopher Colombus hat die Reblaus die Insel nie heimgesucht.
INFOS: Bodegas Mondalón Picachos, Cuesta del Mondalón, 35017 Tafira, Gran Canaria Hotel El Rural El Mondalon Carretera de los Hoyos, 35017 Marzagá, Gran Canaria HINWEIS: DER AUTOR HAT TEXT UND FOTOS OHNE FINANZIELLE UND MATERIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT.