Spätfrost, Pilzdruck und uneinheitlich reifende Trauben stellten die VDP.Winzerinnen und Winzer 2024 vor große Herausforderung. Nur durch genaues Hinsehen, viel Erfahrung und intensive Handarbeit konnte Lesegut von Güte in die Keller gebracht werden:
VDP-LESE 2024: Kleine Ernte – große Qualität
Während es 2023 die Trockenheit im Frühjahr war, die den VDP.Mitgliedern Sorge bereitete, war es in diesem Jahr eine Welle von Spätfrost im April, die, Land auf Land ab, zu teils verheerenden Ausfällen in den Weinbergen führte. Das lag auch daran, dass der Winter relativ warm war und die Reben schon früh ausgetrieben hatten. Durch den Frost starben vielerorts die jungen Knospen ab.
In manchen Anbaugebieten konnten sich die Reben gut von den Eis- und Hagelschäden erholen und durch den zweiten Austrieb konnte in den Weinbergen normal weitergearbeitet werden. In anderen Regionen waren die Auswirkungen jedoch katastrophal und führten stellenweise sogar zu Totalausfällen. In den wassernahen Anbaugebieten und jenen, die beispielsweise durch den Wald geschützt sind, waren teilweise nur einige Parzellen betroffen.
Da aber schon im Frühling klar wurde, dass die Erntemenge bei einigen Mitgliedern dramatisch gering ausfallen würde, hat der VDP für dieses Jahr eine Sonderregelung erlassen, bei der die vom Frost betroffenen Betriebe Trauben von anderen VDP.Weingütern (die somit nach den gleichen Kriterien erzeugt wurden) zukaufen dürfen, was sonst verboten ist.
Diese Weine werden auf dem Rückenetikett mit dem Zusatz „Ein Wein der Solidaritätsgemeinschaft VDP“ gekennzeichnet und dürfen dann trotzdem den Adler auf der Kapsel tragen. So kann der Ausfall etwas abgeschwächt werden. Ein Vorteil bot hier, dass bei den VDP.Weingütern zu einem sehr großen Teil per Hand gelesen wird, was es einfacher machte gezielt zu selektionieren und sicherzustellen, dass ausschließlich gesundes Traubenmaterial in den Keller kommt.
Dadurch seien die Qualitäten trotzdem meist hervorragend, heißt es von zahlreichen VDP.Winzerinnen und Winzern. Kaum war der Schrecken des Frosts überstanden und wurde die Hoffnung auf den zweiten Austrieb der Pflanzen gesetzt, wurde es warm, während es gleichzeitig anfing zu regnen. In einigen Fällen blieben die Weinberge über Wochen hinweg feucht. Daher wurden frühzeitig Vorkehrungen getroffen, um das Risiko potenzieller Pilzkrankheiten zu minimieren.
Ein arbeits- und materialintensiver Sommer war die Folge. Die Auswirkungen des Frostes begleitete einige VDP.Mitglieder dann bis in die Lese. Dadurch, dass manche Parzellen erfroren waren und manche nicht, wurden die Trauben zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten reif. Auch in den verschiedenen Anbaugebieten lagen die Reifezeitpunkte teils weit auseinander. Während die Lese der Sektgrundweine in Sachsen schon Ende August und damit so früh wie noch nie dort begann, waren die VDP.Weingüter an Mosel, Saar und Ruwer, die traditionell zeitlich die Schlusslichter sind, noch bis Ende Oktober mit der Ernte beschäftigt.
Das ließ den Eindruck eines „unendlichen Herbstes“ entstehen mit so manchem „Stop and Go“, welcher jedoch auch seine positiven Seiten hatte, da die ausgedehnte Reifezeit den Trauben eine intensive Entfaltung der Aromen ermöglichte. Sicher ist, dass dieser Jahrgang lange in Erinnerung bleiben wird – vor allem durch seine spannende, witterungsbedingte Vielfalt. Die punktuell sehr unterschiedliche Entwicklung hat zwar zu geringeren Erträgen geführt, aber auch zu Jungweinen von außergewöhnlicher Ausdruckskraft und intensiver Aromatik.