Runderneut präsentierte sich die 2015er Weinmesse „Vinexpo“. Mit neuem Konzept, neuem Design und neuem Geschäftsführer sucht Bordeaux den Anschluss an moderne Marketing- und Vertriebsformen. Ist der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelungen? Eine Bilanz.Do-it-yourself-Tasting am Wein-Automaten.
VINEXPO BORDEAUX: NEUSTART GELUNGEN?
Die Stadt Bordeaux erfindet sich seit einigen Jahren neu. Im Hafenviertel an der Garonne entstehen attraktive Wohn-und Geschäftsviertel. Auch die Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich wirft ihre Schatten voraus.Gleich in der Nachbarschaft zum Vinexpo-Gelände ist in knapp zweijähriger Bauzeit ein architektonisch futuristisches Stadion-Juwel entstanden. Sinnbild für den Aufbruch der Region in die Moderne. Hier will auch die die 1981 gegründete Weinmesse anknüpfen: „Die Vinexpo hat eine Geschichte und nun schreiben wir ihre Zukunft“, so der frischgebackene Geschäftsführer Guillaume Deglise.
Food-Pairing: Zentrales Thema der diesjährigen Bordeaux-Weinmesse.Im Selbstverständnis sieht sich die Vinexpo als der internationale Treffpunkt der Global Player der Wein- und Spirituosenbranche. Wobei die Düsseldorfer „Prowein“ den Franzosen diesen Rang immer mehr streitig macht und nach Meinung mancher Vinexpo-Messebesucher bereits abgelaufen hat. Zwar haben die deutschen Veranstalter keine exklusiven Château-Diner-Degustationen wie die Franzosen zu bieten, dafür verlagern sich Business und Besucherandrang immer mehr von der Garonne an den Rhein.
„La vie en rose“: Ein Motto auf der mondänen Gastro-Flaniermeile des Messegeländes.So ist auch ein Rückgang bei den französischen Besuchern der diesjährigen Vinexpo zu konstatieren, kompensiert durch einen Anstieg der US-Amerikaner (Gastland) sowie der Chinesen. Mit konzeptionellen Neuerungen versucht die französische vinophile Leistungsschau, Anschluss an den technologischen Stand der Dinge und Lifestyle-Zeitgeist zu finden und mehr Besucher anzulocken: #Digizone: ein Dialog-Angebot für Blogger – Vinexpo Academy: Veranstaltungen, Verkostungen und Diskussionen – Tasting Zonen und ein abendliches Netzwerk-Event „The Blend“, das allerdings überdimensioniert ausfiel und auf überschaubare Publikumsresonanz stiess.
Bordeaux baut: Die monumentale „Stadt der Weinkulturen“ im ehemaligen Hafengebiet.Einen Beitrag zur Modernisierung des Stadtbildes wird auch die Weinbranche leisten. Das erste Museum für Weinkulturen soll bis 2016 in Bordeaux entstehen. Die Kosten der 14.000 Quadratmeter großen „Cité des civilisations du vin“ werden 63 Millionen Euro betragen, so die Präsidentin des Projekts, Sylvie Cazes. Die Architektur der zukünftigen Cité für Weinkulturen ist gleichermassen spektakulär und futuristisch. Sie gleicht einem edlen Tropfen, der ins Weinglas perlt. Auf rund 3.500 Quadratmetern wird der Besucher durch die jahrtausendalte Geschichte des Weins geführt. Der multimediale Parcours soll rund drei Stunden dauern. Rund 750 Quadratmeter sind Wechselausstellungen dem Thema Wein gewidmet. Neben einem Auditorium soll es auch Kurse geben sowie ein Restaurant und eine Terrasse mit einer Weinbar und einem Riesenleuchter aus mehr als 3000 Weinflaschen.
Besucher aus Asien, vor allem aus China, kamen in grösserer Zahl zur diesjährigen „Vinexpo“.In ihrer Messe-Bilanz wiesen Vinexpo-Präsident Xavier de Eizaguirre und CEO Guillaume Deglise auf die wachsende Bedeutung des US-amerikanischen und chinesischen Marktes hin. Die Europäer (Spanien, Italien, Portugal) sind zwar auch zahlreich unter den 2.400 Ausstellern in Bordeaux vertreten, ihre Messestände werden in Zukunft bei der alljährlichen Düsseldorfer „Prowein“ mit Sicherheit nicht weniger werden. Zumal sich die Vinexpo-Ausgabe 2017 von 5 auf 4 Messetage reduzieren wird.
Fotos – Text: Klaus Feldkeller
DER AUTOR HAT TEXT UND FOTOS OHNE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT.
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