Das Weinjahr 2018 war erneut ein Jahr der Wetterextreme. Mussten die Winzer im Verband Deutscher Prädikatswinzer (VDP) 2017 bei der Lese noch den Turbo einschalten und nicht nur früh, sondern auch sehr schnell lesen, fiel 2018 zwar der Startschuss historisch früh – die Winzer konnten sich allerdings wegen der sonnigen, stabilen Witterung Zeit bei der Lese lassen:
VERBAND DEUTSCHER PRÄDIKATSWINZER: LESE 2018 MIT OPTIMALEM TIMING
„Immer mehr rückt für die VDP.Winzer die Bedeutung des optimalen Lesetages in den Vordergrund. Frühzeitig beginnen, die Weinberge perfekt vorlesen und dann auch zügig in einem zweiten und dritten Durchgang die gerade richtig reifen Trauben ernten. Dieses Fingerspitzengefühl war 2018 besonders wichtig und wurde mit präzisen, frischen Mosten belohnt, die den Geschmack des Weinbergs widerspiegeln“, so Steffen Christmann, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter. Vegetations- und Leseverlauf Nachdem die Wasserspeicher des Bodens durch die kräftigen Regenfälle im Januar gut gefüllt waren, sorgten die kalten Temperaturen im Februar und März für einen Austrieb ab Mitte April. Danach begann die ungewöhnlich stabile Schönwetterperiode, die bis zur Lese anhielt. Sie sorgte wegen durchgängig hoher Temperaturen und dank der anfangs großen Wasserreserven im Boden für ein rekordverdächtiges Rebenwachstum, so dass die VDP.Winzer die Handarbeiten im Weinberg flexibler und in einem verkürzten Zeitfenster erledigen mussten. Ab der Jahresmitte regnete es kaum noch. Die Wasserversorgung der Reben wurde zum beherrschenden Thema des Jahres 2018. Während alte Rebstöcke tief im Boden wurzeln und mit der Trockenheit und Sommerhitze gut zurechtkamen, litten vor allem jüngere Reben ab Mitte Juli unter dem Mangel an Regen. Viele VDP.Winzer investierten bei Junganlagen und bei für Trockenstress anfälligen Weinbergen in Tröpfchenbewässerung.
Aber auch konsequente Ertrags-reduzierung, gezielte Laubarbeit und die richtige Bodenbearbeitung waren wichtig, um die darbenden Reben zu entlasten. In einem Jahr mit einem frühen Lesebeginn können die Trauben innerhalb weniger Tage ihre volle Reife erreichen. In den VDP.GROSSEN LAGEN® und VDP.ERSTEN LAGEN® erforderte dies ein schnelles, entschlossenes Handeln. Gerade in den Filetstücken der besten Lagen ist es wichtig, die Trauben zum idealen Reifezeitpunkt in gesundem, reifem Traubenstadium zu ernten und überreifes Traubenmaterial zu vermeiden. „Mit der frühen Lese halten wir die Frische in den Trauben und die Weine zeigen sich präzise und mit einer sensationellen Aromatik. Besonders aus VDP.ERSTER LAGE® und VDP.GROSSER LAGE® entstehen sehr dichte, expressive und lagerfähige große Weine“, freut sich Klaus-Peter Heigel, Kellermeister im VDP.Weingut Wirsching. Stimmen aus den Regionen AHR – Keine Lesetage im Oktober „Wir haben keinen Tag im Oktober gelesen, das gab es an der Ahr seit Menschengedenken nicht. 2018 ist ein absoluter Spätburgunderjahrgang. Durch konsequente Traubenteilung konnten wir eine sehr lockere Beerenstruktur und in Konsequenz eine sehr gut Farbausbeute erzielen.“ Marc Adeneuer, VDP.Weingut J.J. Adeneuer (Ahr) BADEN – Beginn der Lese der VDP.GROSSEN GEWÄCHSE Mitte August „Bedingt durch einen frühen Austrieb im Frühjahr wurde in Baden teilweise bereits Mitte August mit der Ernte begonnen. Insbesondere in den heißen Standorten konnten schon kurz nach Lesebeginn die ersten vollreifen Trauben für die VDP.GROSSEN GEWÄCHSE® gelesen werden.“
Joachim Heger, VDP.Weingut Dr. Heger (Baden) FRANKEN – Silvaner, Burgunder und Rotweine Gewinner des Extremsommers „Die Mostgewichte sind in der Spanne nicht wesentlich anders als in den Vorjahren, aber der Anteil an hochwertigen Weinen ist deutlich höher. Die absoluten Gewinner sind die spätreifenden Rebsorten, allen voran der Silvaner, die Burgunder-Sorten und die Rotweine.“ Robert Haller, VDP.Weingut Bürgerspital zum Heiligen Geist (Franken) MITTELRHEIN – Gesunde Trauben, konzentrierte Auslesen „Der Jahrgang 2018 bietet uns wirklich die besten Möglichkeiten. Bei perfektem Sonnenschein und keinerlei Regen fingen einzelne Beeren bei optimaler Reife und in bemerkenswertem Gesundheitszustand bereits Anfang Oktober an einzutrocknen. Diese Rosinen werden aufwendig selektioniert und vergären zu wunderbar konzentrierten Auslesen.“ Cecilia Jost, VDP.Weingut Toni Jost (Mittelrhein). MOSEL – Reichlich Menge gleicht die kleinen Ernten der letzten Jahre aus „Das Lesegut ist von großer Aromatik und guter, frischer Säurestruktur. Durch die kühlen Nächte ab Mitte Oktober nahm die Aromatik noch zu. Die sich nun zum Ende der Lese ausbildende hochwertige Botrytis verspricht perfekte Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen. Und glücklicherweise können wir dieses Jahr auch reichlich Menge ernten.“ Dr. Carl von Schubert, VDP.Weingut Maximin Grünhaus (Mosel) NAHE – Ideale Bedingungen für starke VDP.Guts- und Ortsweine „Im Unterschied zum Jahrgang 2003, der eine ähnliche Vorgeschichte hatte, wurde 2018 etwa zwei Wochen früher geerntet. Die Weine haben dadurch die für den Riesling wichtige Säurestruktur erhalten; zu hohe Alkoholgehalte wurden verhindert.
Aufgrund der idealen Bedingungen werden die VDP.Guts- und – Ortsweine voraussichtlich noch stärker als in den Vorjahren.“ Frank Schönleber, VDP.Weingut Emrich-Schönleber (Nahe) PFALZ – Große Reifeunterschiede in den Weinbergen „Durch das auch in der Lese vorherrschende Wetter gab es, was den Lesezeitpunkt anging, relativ wenig Druck. Aber man durfte nicht zu früh ernten, weil sonst unreife, langweilige und kurzlebige Weine das Ergebnis wären, und nicht zu spät ernten, da niemand mehr mächtige, Alkohol schwere Weine wie im heißen Jahr 2003 wünscht. Aber durch die Trockenheit war es nicht immer einfach herauszufinden, wann die Trauben in jedem einzelnen Weinberg perfekt reif sind, denn das Alter der Reben und die Beschaffenheit der unterschiedlichen Böden sorgten in diesem Jahr für sehr große Unterschiede. Ohne unsere ständigen Traubenproben in den Weinbergen hätten wir sicherlich nicht am Ende das perfekte Ergebnis so hinbekommen.“ Hans-Jörg Rebholz, VDP.Weingut Ökonomierrat Rebholz (Pfalz) RHEINGAU – Kerngesunde Trauben mit überraschend viel Saft „Ein phantastischer September brachte uns die Reife und Aromatik in die Rieslingtrauben. Wir konnten kerngesunde Trauben lesen mit guten Säurewerten, die trotz der Dauerhitze überraschend viel Saft hergaben. Zumal Schädlingen und Pilzkrankheiten, die den Trauben hätten zusetzen können, praktisch kaum ein Thema waren.“
Wilhelm Weil, VDP.Weingut Robert Weil (Rheingau) RHEINHESSEN – Gute Wasserversorgung übers Jahr „In Rheinhessen fing die Weinlese dieses Jahr bereits Ende August an, so früh wie noch nie in der Geschichte des VDP.Rheinhessen. Der Sommer begann für uns schon Anfang Mai, seitdem gab es bis in den Oktober hinein Sonne satt. Die sehr gute Wasserversorgung unserer Böden im Frühjahr und einige GewitterRegen zur rechten Zeit ließen unsere Reben hervorragend wachsen und bescherten uns am Ende wie vielerorts eine beeindruckende Traubenqualität.“ Philipp Wittmann, VDP.Weingut Wittmann (Rheinhessen) SACHSEN /SAALE-UNSTRUT – Gutes Rotweinjahr – ungewöhnlich für Elbtal „Für das Elbtal ungewöhnlich, haben wir ein sehr gutes Rotweinjahr.
Der Jahrgang hat kräftige, farbintensive und tanninreiche Rotweine ergeben. Sehr profitiert haben aber auch die weißen Burgundersorten.“ Georg Prinz zur Lippe, VDP.Weingut Schloss Proschwitz (Sachsen) WÜRTTEMBERG – Großartiges Aromenspektrum bei Lemberger „Die größte Herausforderung dieses Jahr war die extreme Trockenheit. Ab der Blüte Anfang Juni fielen keine Niederschläge im Nordwesten und zentralen Württemberg, hinzu kamen im Süden zum Teil starke Unwetter mit Hagel und Starkregen, woraus ein unterdurchschnittliches Ertragsniveau in der Region resultierte. Besonders gut mit der Trockenheit kam der Lemberger zurecht, welcher mit einem sehr ausdrucksvollen, noch nie dagewesen Aromenspektrum aufwartet.“ Markus Drautz, VDP.Weingut Drautz-Abel (Württemberg)