„2017 war ein Jahr, das wieder unser in vielen Jahrzehnten erworbenes Wissen gefordert hat. Zuerst zu trocken und dann mancherorts zu nass, galt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch letztlich liegen ausgezeichnete Jungweine in unseren Kellern mit feiner Säure und guter Struktur, die sich bestens in die letzten Jahrgänge einfügen und uns viel Freude bereiten werden,“ so Steffen Christmann, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter.
Nach einem von Trockenheit geprägten Winter konnte auf Grund der milden Temperaturen über die gesamte Vegetationszeit ein deutlicher Entwicklungsvorsprung der Reben verzeichnet werden. Die ersten Triebspitzen begannen sich bereits in der ersten Aprilhälfte zu öffnen, etwa 3 – 4 Wochen früher, als dies normalerweise der Fall ist. Dieser frühe Austrieb stellt aber auch immer eine Gefahr für die Reben dar. So kam es durch regionale Kälteeinbrüche und Spätfröste Ende April zum Teil zu beträchtlichen Erfrierungen an den jungen Trieben. Im Juni und Juli hatte die anhaltend trockene Witterung der ersten Jahreshälfte ein Ende und es kam in manchen Regionen zu erheblichen Niederschlägen; positiv daran: die tiefliegenden Wasserspeicher in den Weinbergen wurden aufgefüllt.
Der Spätsommer brachte den meisten Regionen trockenes, warmes Wetter und damit ideale Bedingungen zur Ausreifung gesunder, reifer Trauben. Die Freude über den guten Zustand der Reben wurde allerdings zum Teil durch heftige lokale Unwetter mit Hagel und Starkregen getrübt und führte in einigen Regionen zu schweren Schäden und Ernteeinbußen. Ab Erntebeginn Ende August – so früh wie noch nie – begünstigten kühle Nächte und milde Tage einen entschleunigten Reifeprozess und eine optimale Aromenentwicklung, so dass Trauben mit mustergültiger Balance aus Mostgewicht und Säure geerntet werden konnten.
In den VDP.GROSSEN LAGEN® und VDP.ERSTEN LAGEN® erforderten der frühe Lesebeginn und die schnelle Reife der Trauben beherztes Handeln. Gerade in den Filetstücken der besten Lagen ist es wichtig, die Trauben zum idealen Reifezeitpunkt in gesundem, reifen Traubenstadium zu ernten und überreifes Traubenmaterial zu vermeiden. „Die Erwartungen an die VDP.ERSTE LAGE® und VDP.GROSSE LAGE® – Weine sind sehr gut. Mit einer perfekten Laubarbeit wurden diese im Sommer auf TOP-Qualität getrimmt, Trauben geteilt und mit moderater Menge auf alle Unwägbarkeiten vorbereitet. Dies zahlt sich nun aus!“ Robert Haller, VDP.Weingut Bürgerspital (Würzburg)
„Die goldgelben Trauben aus den VDP.GROSSEN LAGEN® bieten auch in diesem Jahr das Potenzial sich zu herausragenden Weinen zu entwickeln. Wir freuen uns auf den spannenden Weg dorthin.“ Johann Fitz – VDP.Weingut Fitz Ritter (Bad Dürkheim)
Stimmen aus den Regionen: AHR – Der früheste Herbst seit Aufzeichnung: „Der frühste Herbst seit Aufzeichnung! „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals so früh mit der Lese begonnen haben“, sagt Hella Hehle, Besitzerin des Deutzerhofs. „Die Frühburgunder hätten dem Regen auch nicht mehr Stand halten können,“ ergänzt Betriebsleiter, Hans-Jörg Lüchau. „Durch diese frühe Lese konnte dieselbe Menge geerntet werden wie im Vorjahr. Auch die Oechsle-Grade unterschieden sich nur unwesentlich von 2016. Alle Ahr-Winzer haben spürbar aufgeatmet, als die Regenphase in der zweiten Septemberwoche endete. Das gab uns Hoffnung für die übrigen Rebsorten. Am 4. Oktober haben wir den letzten Weinberg gelesen – ein weiterer Rekord. Die Menge hat zwar die pessimistischen Erwartungen übertroffen, ist aber unter der Menge des Vorjahres. Die Rotweine präsentieren sich schon jetzt feinfruchtig und strukturiert.“
Hans-Jörg Lüchau – VDP.Weingut Deutzerhof (Mayschoß)
BADEN – Warmwetterlage im Oktober begünstigt Auslesen und Trockenbeerenauslesen: „Die Spätfröste haben auch beim VDP.Baden zu einer frühen Reduzierung der Triebe über das gesamte Weinbaugebiet geführt. Eine ausgewogen warme und regenreiche Periode über die gesamte Vegetation hinweg führte zu einer sehr guten Entwicklung der Trauben. Die allgemein geringe Ertragssituation resultierte in einer früheren physiologischen und aromatischen Ausreifung der Trauben, weshalb mancherorts bereits Mitte August mit der Traubenernte begonnen wurde. Die folgende, anhaltend kühle Witterung mit zahlreichen Sonnenstunden und wenig Niederschlägen trieb die Reifung voran und begünstigte eine zügige Ernte von gesunden Trauben, die teilweise bereits Anfang Oktober beendet werden konnte. Die 14-tägige Warmwetterlage im Oktober mit annähernd sommerlichen Temperaturen um 25°C begünstigte eine Eintrocknung der Beeren und es gelang mancherorts fruchtsüße Auslesen bis hin zur Trockenbeerenauslese einzukellern. Im Schnitt der letzten Jahre wurden je nach Weinbaubereich 20 – 35% weniger Trauben geerntet. Die Jungweine zeigen sich nach der Gärung animierend mit komplexer Struktur und ruhen nun überwiegend bis Ende Frühjahr 2018 auf der Hefe im Fass.“ Joachim Heger, VDP.Weingut Dr. Heger (Ihringen)
FRANKEN – Kein leichtes Jahr, aber Grosse Weine: „Nach einer sehr kurzen Vegetationsperiode haben wir bereits am fünften September mit der Lese begonnen. Die durchschnittliche Vegetation von hundert Tagen von der Blüte bis zur Lese ist bei den frühen Sorten somit auf teilweise 81 – 88 Tage geschrumpft. Durch Niederschläge während des Sommers und hochsommerliche Temperaturen erlangten die Trauben eine Turboreife. Die Erntemengen sind über das Gebiet gesehen sehr unterschiedlich, manche Gebiete waren stark von Frost und Hagel betroffen. Kein leichtes Jahr, aber Grosse Weine muss man sich manchmal auch erkämpfen!“ Robert Haller, VDP.Weingut Bürgerspital (Würzburg)
MITTELRHEIN – Besonders bei spätgelesenen Weinbergen schöne Konzentration: „Die VDP.Winzer des Mittelrheins haben abermals eine sehr kleine Ernte eingefahren – im Durchschnitt nur 30 hl pro Hektar. Mit dem was wir geerntet haben, sind wir aber mehr als zufrieden. Wir konnten sehr reife, gesunde, goldgelbe Trauben lesen und die Moste präsentieren sich mit einer schönen Aromatik und einer wunderbar eingebundenen Säure. Besonders die spätgelesenen Weinberge, die bereits mehrere Vorlesen durchlaufen haben, weisen eine überwältigende Konzentration auf!“ Jochen Ratzenberger, VDP.Weingut Ratzenberger (Bacharach)
MOSEL – Mittelmosel und Saar ernten edelsüße TBA: „Auf Grund der Frostlage Ende April verzeichnen die VDP.Winzer an Mosel, Saar und Ruwer leider Ernteeinbußen von durchschnittlich 20-30%. Die Rieslinge zeigen ein sehr gutes Säurepotential und durch den niedrigen Ertrag sind sie sehr extraktreich. An Mittelmosel und Saar konnten auch erfreuliche Mengen an Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen geerntet werden. Erfreulicherweise kamen die an der Mosel raren Burgunderrebsorten dieses Jahr sehr gut mit den zum Teil schwierigen Witterungsverhältnissen zu recht.“ Carl von Schubert, VDP.Weingut Maximin Grünhaus (Mertesdorf)
NAHE – Menge gering – Qualität gut bis sehr gut, insbesondere beim Riesling: „Insbesondere die Riesling-Trauben wurden größtenteils gesund und mit reifer Aromatik gelesen. Bei den Burgundern war etwas mehr Selektion von Nöten, die aber ebenfalls zu guten bis sehr guten Ergebnissen führte. Die Most-Säurewerte waren im idealen Bereich und auch die Mostgewichte ordentlich. Teilweise wurden Beeren- und Trockenbeerenauslesen geerntet. Der Gesamtertrag ist im Schnitt wohl ca. 20% unter dem langjährigen Mittel, in den vom Spätfrost betroffenen Lagen lag die Ernte häufig mehr als 50% unter Normal.“
Frank Schönleber, VDP.Weingut Emrich-Schönleber (Monzingen)
PFALZ – Ausgeprägte Sortenaromatik:
„Nach einem milden Winter und leichteren Spätfrostschäden zeichnete sich bereits zur Blütezeit ein früher Erntebeginn ab. Durch den geringeren Behang und abwechselnd warmes und feuchtes Wetter im August wurde der Vegetationsvorsprung noch verstärkt. Am 4. September – und somit so früh wie nie zuvor- haben wir mit der Ernte begonnen und direkt in der ersten Woche 20% des Jahrgangs eingebracht. Das Erntetempo blieb – auch aufgrund eines Starkregenereignisses am 14/15. September – und ließ uns die Lese 2017 bereits am 28. September beenden. Die Qualität der Trauben ist aufgrund der geringeren Erträge und der frühen Reife hervorragend, die jeweilige Sortenaromatik sehr gut ausgeprägt. Die Säurewerte waren anfangs noch überdurchschnittlich, spätestens in der zweiten Erntewoche aber moderat. Die Erntemengen sind bescheiden, beim Riesling macht das im Vergleich zum Vorjahr minus 40% aus.“ Jan Eymael, VDP. Weingut Pfeffingen (Bad Dürkheim)
RHEINGAU – Ernteeinbußen von zum Teil 50%
„Das gesamte Weinjahr 2017 war eine einzige, riesengroße Herausforderung: Beginnend mit Frost-Schäden kurz nach dem Austrieb im Frühjahr, über Hagelschläge bisher unbekannten Ausmaßes im Sommer bis hin zu Regenwetter kurz vor der Lese mit früh einsetzender Fäulnisproblematik. Das Wetter hat dem VDP.Weingut Kaufmann – Hans Lang diese Saison praktisch jeden Stein in den Weg gelegt, den man sich vorstellen kann. Durch die extrem variierenden Reife- und Gesundheitszustände in den Rebzeilen konnten die Qualitätsansprüche nur durch eine radikal-selektive Handlese umgesetzt werden. Diese Umstände haben Ertragseinbußen von rund 50 % zur Folge. Sie haben aber auch eine positive Seite, denn durch die ertragsreduzierenden Maßnahmen (Frost, Hagel) wurden die verbleibenden Trauben durch die Reben optimal versorgt. Das Team, allen voran Urban Kaufmann, ist zwar mit der geringen Menge im Keller nicht zufrieden, freut sich aber sehr über die aromatische Dichte und Substanz der gärenden Moste. Es wird nicht viele Flaschen geben, aber Önologe Eckart Waitz ist sich sicher, ein sehr hochwertiges und spannendes Sortiment auf die Flasche bringen zu können.“
Eva Raps, VDP.Weingut Kaufmann, Hattenheim
RHEINHESSEN – Viel handwerklicher Einsatz, vielversprechende Rieslinge
„Der sehr frühe Austrieb der Reben im April und die schönen Sommermonate ließen die Trauben im Eiltempo heranreifen. So haben wir in den letzten vier Erntewochen mit viel handwerklichem Einsatz und einer sehr motivierten Lesemannschaft ohne einen Tag zu pausieren alle unsere Weinberge geerntet. Die Qualität, im Besonderen beim Riesling, ist wirklich sehr vielversprechend, einziger Wermutstropfen: es ist auch eine der kleinsten Ernten in unserer jüngeren Geschichte. Die Mengen liegen ca. 40% unter Vorjahr.“ Philipp Wittmann, VDP.Weingut Wittmann (Westhofen)
SACHSEN /SAALE-UNSTRUT – Weitgehend von Wetterunbilden verschont, gute Erntemengen
„Saale-Unstrut und Sachsen wurden von den Wetterkapriolen weitgehend verschont, was den VDP.Winzern gute Erntemengen bescherte. Bei idealem, sonnigen Herbstwetter konnten wir ausgereifte und gesunde Trauben ernten. Vor allem das spätsommerliche Wetter Mitte Oktober hat den Winzern einen perfekten Abschluss der Weinlese beschert. Wer die Geduld aufbrachte spät reifende Sorten wie Riesling bis zuletzt hängen zu lassen, wurde belohnt.“ Georg Prinz zur Lippe, VDP.Weingut Proschwitz (Meißen)
WÜRTTEMBERG – Früheste Lese seit 60 Jahren, erhebliche Frostschäden
„Eine sehr frühe und schnelle Weinlese liegt hinter den Betrieben des VDP. Württemberg. Durch das Frostereignis Ende April sind die Erträge durchschnittlich 35% niedriger, wobei die Schäden weit auseinandergehen und zwischen 0% und 80% liegen. Die Qualitäten sind überdurchschnittlich und von saftigen Sektgrundweinen bis hin zu konzentrierten Trockenbeerenauslesen konnten alle Qualitätsstufen geerntet werden.“ Markus Drautz, VDP.Weingut Drautz-Able, (Heilbronn)
Foto: – Text: VDP PRÄDIKATSWEINGÜTER