Rhône Weine-Verband setzt auf Winzer-Nachwuchs

Inter Rhône hat eine neue Kommunikationskampagne gestartet. Diese soll nicht nur durch die neue, frische Optik überzeugen, sondern die zeitgemäße strategische Ausrichtung des Verbands verdeutlichen. Ganz im Sinne des neuen Leitbilds „Les Côtes du Rhône s’engagent“ – was auf Deutsch so viel heißt wie „die Côtes die Rhône setzen sich ein“: 

Es widmen sich die vier inhaltlichen Säulen der neuen Kampagne den Themen: Transparenz, Biodiversität, dem Respekt und Erhalt der natürlichen Ressourcen und des kulturellen Erbes. Philippe Pellaton, Präsident der Inter Rhône, erzählt im Interview, wie er zur neuen Generation steht und wie die Zusammenarbeit zwischen dem traditionsreichem Verband und der jungen Winzerbewegung aussieht.
Frage:Was machen die jungen Winzer der Côtes du Rhône anders? Was machen sie besser? Was gefällt Ihnen weniger an der neuen Generation?
Pellaton: Junge Menschen engagieren sich heute viel stärker für soziale und ökologische Themen als die vorherigen Generationen. Viele konzentrieren sich stark auf Bio. Wir merken, dass ihnen konkrete Maßnahmen zu diesen Themen sehr wichtig sind und sie diese auch durchsetzen. Diese Maßnahmen vertragen sich jedoch manchmal nicht mit der wirtschaftlichen Unsicherheit, die beispielsweise mit einer Neugründung einher geht. Deshalb müssen wir diese jungen Menschen so gut es geht unterstützen. Persönlich befürworte ich einen Mix aus Bio und Nicht-Bio, der es den jungen Menschen ermöglicht, ihre Betriebe stufenweise umzustellen, ohne in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten.
Frage: Inwiefern arbeiten Sie bei Inter Rhône mit der jüngeren Generation zusammen?
Pellaton: Wir wollen diese Generation in die Entscheidungen, die wir für die Zukunft der Region treffen einbeziehen. Beim Verband Côtes du Rhône haben wir daher eine Kommission „Junge Winzer“ eingerichtet, die sich regelmäßig trifft. Darüber hinaus wird einem ihrer Vertretern ein Platz in den unterschiedlichen Gremien (Vorstand, Sektion…) eingeräumt, wo sie ihren Anliegen Gehör verschaffen können.
Frage: Welche Entwicklungen beobachten Sie durch die Arbeit der Jungwinzer?

Pellaton: Die jungen Leute, die heutzutage in den Weinbau kommen, sind viel besser ausgebildet. Wir haben immer mehr Lebensmittelingenieure oder studierte Önologen. Das Niveau der Ausbildung hat sich deutlich verbessert und mit diesem Hintergrund können sie viel im Weinberg bewegen. Viele von ihnen nutzen die Möglichkeit, Erfahrung im Ausland zu sammeln, was sowohl für das Weingut als auch für die Vermarktung positiv ist: Mit besseren Englischkenntnissen und Marketingansätzen ist die junge Generation besser gerüstet, um sich auf verschiedenen Exportmärkten zu positionieren.
Phileppe Pellaton, Präsident der Inter Rhône.
Frage: Haben junge Winzer andere Präferenzen als traditionelle Weingüter, z.B. bei der Rebsortenwahl oder bei nachhaltigen Praktiken?
Pellaton: Was nachhaltige Praktiken angeht auf jeden Fall! Das Umweltbewusstsein ist bei der jüngeren Generation viel ausgeprägter und sie sind sehr engagiert, etwas zu ändern. Bei den Rebsorten ist die Frage komplexer, weil wir uns hier an die Vorgaben halten müssen. Das Thema resistente Rebsorten ist allgegenwärtig, betrifft aber die gesamte Region und auch den ältesten Weinberg.
Frage: Gibt es Förderprogramme für Jungwinzer?
Pellaton: Tatsächlich gibt es auf nationaler Ebene bereits einige Unterstützungsmaßnahmen (z.B. subventionierte Darlehen der DJA (Dotation Jeunes Agriculteurs) oder direkte Hilfe für junge Winzer seitens der MSA (Mutualité Sociale Agricole)). Der Verband Côtes du Rhône hat einen 5-Jahres-Vertrag mit den jungen Winzern geschlossen, der finanzielle Unterstützung in Form von Subventionen, aber auch technische und regulatorische Unterstützung bietet. Darüber hinaus hat der Verband ein Projekt bei der INAO (Institut national de l’origine et de la qualité) eingereicht, das die Regeln für die Bepflanzung von Weinbergen für neue
Winzer lockern soll. Hier gelten sehr restriktive und komplizierte Vorgaben, die gerade zu Beginn schwer einzuhalten sind. Und auch viele Winzergenossenschaften haben in den letzten Jahren eigene
Hilfsprogramme für junge Leute etabliert.
Frage:
Gibt es besondere Erfolgsgeschichten und Beispiele von jungen Côtes du Rhône Winzer?
Pellaton: Es gibt natürlich viele Beispiele, aber hervorheben kann ich zwei. Grégory Brunel, Mitglied der Genossenschaft aus dem Département Gard, hat das von seinem Großvater gegründete Familienunternehmen mit Leidenschaft übernommen: Mit der HVE-Zertifizierung (Haute Valeur Environnementale = Hoher Umweltstandart) des Weinguts beweist er sein Engagement für die Umwelt und mittlerweile hat er seinen eigenen Weine im Genossenschaftskeller, was für die Qualität seiner Arbeit spricht. Ein ganz anderes Profil hat hingegen Aurélie Tailleux. Die Ingenieurin für Lebensmittelverarbeitung und -management war einige Jahre in der Pariser Region tätig, bevor sie den Weg zurück in den Weinberg fand. Den Weinbau lernte sie von ihrem Vater, Mitglied in einer Genossenschaft nähe Nyons. Dieser konnte sein Wissen und seine Leidenschaft an seine Tochter weitergeben: Aurélie Tailleux gründete ihr eigenes Weingut und produziert nun ihre eigenen Bioweine.
INFO-BOX: Côtes du Rhône/Inter Rhône: Weine aus den Côtes du Rhône bezeichnen die verschiedenen Lagen/Appellationen aus dem Rhônetal. Weine aus dem Anbaugebiet Côtes du Rhône werden in einem spezifischen geografischen Gebiet produziert – im Südosten Frankreichs – das für Weine mit der Bezeichnung bekannt ist. Die am häufigsten verwendeten Rebsorten der Côtes du Rhône sind Grenache noir, Mourvèdre und Syrah für Rotweine, Cisault, Camarèse und Carignan für Roséweine und Clairette, Viognier, Roussanne, Marsanne, Bourboulenc und Grenache blanc für Weißweine. Das Anbaugebiet des Rhonetals (Vallée du Rhône) macht 9 % der gesamten Weinanbaufläche Frankreichs aus. Volumenmäßig nimmt es unter den französischen AOC-Gebieten den zweiten Rang ein.
Text: Fotos: ffk-pr.com

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