Mosel. Die zweite Wein-Tour. Erst Cochem. Nun Trier, Brauneberg, Mülheim und Mesenich. Mit kommunistischem Manifest und Bischöflichen Weingütern. Außerdem: Ein Weinhaus-Bremer und Small-Talk mit einem Ausnahme-Winzer. Los geht es in der ältesten deutschen Stadt.
Geschichtsträchtigen Namen begegnet man in Trier an fast jeder Ecke.
Marx gehört auf jeden Fall dazu. Der eine war mal hier Bischof (jetzt in München), der andere, Karl, hat die Welt auf den Kopf gestellt. Sein
Geburtshaus wird von asiatischen Glaubensbrüdern gerne als Wallfahrtsort besucht (Foto oben). Uns interessiert heute aber die vinophile Pilgerstätte direkt gegenüber: Das
Weinhaus von
Otti Büsching. Der Ex-Bremer rühmt sich mit Recht, exzellente Weine zu Winzerpreisen anzubieten. Zeit für einen kleinen Plausch: Bei den Roten seien die Italiener im Kommen, aus Kalabrien und Apulien. Büsching selbst schaut sich schon bald in der Toskana nach anderen guten Exemplaren um. Zum Abschluss gibt es ein gutes Mittagsmahl mit Produkten von
Van Volxem und
Lieser-Pauly.
Gutes Essen und edle Tropfen: Weinhaus Trier.
Nächstes Ziel: die
Bischöflichen Weingüter, die unter der Ägide von
Direktor Dr. Karsten Weyand weiter ihr Profil schärfen. Obwohl eigentlich keine Degustation angemeldet ist, nimmt sich die freundliche Mitarbeiterin die Zeit, die
Basis-Tropfen zu erklären. Auch eine kleine improvisierte Probe ist dann möglich und lässt die Potenziale der Lagen-Weine erahnen. Captain Cork-Crew-Mitglied Rainer Balcerowiak sieht es aus sozialistischer Genuss-Sicht so:
"Verjagt die Bischöfe – aber trinkt ihren Wein!"
Im Aufschwung: Bischöfliches Weingüter-Trio.
Weiter geht die Reise Richtung Mülheim, wo die müden Häupter im Wein-Romantik-Hotel (siehe unten) gebettet werden sollen. Zuvor aber noch ein Besuch beim Haus-und-Hof-Winzer
Fritz Haag. Die Riesling-Qualitäten des
Braunebergers Familienbetriebs sind mittlerweile bekannt, hier noch einmal Lobendes über
die feinfruchtig-filigranen Erzeugnisse zu äußern, hiesse Trauben an die Mosel zu tragen. Kurzer Plausch beim Wein-Einkauf mit Chef Oliver Haag, der sein Unternehmen in überschaubarem Rahmen erweitern will. Vater Wilhelm hatte mit der Qualitäts-Philosophie den Grundstein für den Erfolg gelegt. Auch in der Start-Formation Spitzenklasse: Fritz Haag.Zwischen Cochem und Zell, im „Cochemer Krampen“, befindet sich das kleine, unscheinbare Örtchen Mesenich. Mitten im historischen Ortskern das zweckmässig ausgestattete
Wein- und Gästehaus Bai, das zu einem Zwischenstopp einlädt. Neben Zimmern mit Frühstück bietet das Haus auch einen
rustikalen Gewölbekeller mit
Weinstube und Restaurant. Hier können die Gäste neben frisch zubereiteten Speisen auch einen Riesling aus dem eigenen Weinberg trinken. Bereits seit mehr als 15 Jahren führen die Familienmitglieder das Haus.
Nette Atmosphäre und
freundliche Gastlichkeit sind dabei die Arbeitsbasis. Wer europäische Nachbarn – etwa aus den Niederlanden – kennenlernen möchte, kann das übrigens auf dem Campingplatz am Ortsrand von Mesenich tun.
Nett und adrett: Unterkunft an der Mittel-Mosel.Umgeben von Weinbergen in einer der schönsten Regionen an der Mosel liegt das
Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Das ehemalige Weingut wurde 2001 zu einem gelungenen
Vier-Sterne-Superior-Hotel umgebaut. Angenehm die alte Architektur, die Ruhe und die Tatsache, dass jedes Zimmer individuell gestaltet worden ist. Zudem ist es von Vorteil, so viele Weingüter von Weltrang in der näheren Umgebung zu haben, die Spitzen-Rieslinge zu akzeptablen Preisen herstellen. Im Außenbereich der
Bistro Bar Remise trifft man abends auf eine einladende Atmosphäre, die vor allem der Illumination und der schönen Teichveranda zu verdanken ist. Die Gartenanlagen sind gepflegt, das Ensemble vermittelt einen
guten Gesamt-Eindruck. Der Ort Mülheim ist sicher keine Reise wert, das Hotel mit Gastronomie und Außenanlagen zweifelsohne.
Boxen-Stopp in Mülheim: Weinromantikhotel Richtershof. Den Gästen des geschichtsträchtigen Anwesens auf dem Richtershof stehen unter anderem die private Parkanlage Elisenpark, ein Boutique-Spa mit Sauna, Whirlpool, Dampfbad sowie Sonnenterrasse, ein Beauty Atelier, zwei Restaurants mit ausgezeichneter Küche, eine Bistro-Bar und die vom Gault Millau ausgezeichnete Davidoff Zigarren-Lounge zur Verfügung. Was im Richtershof positiv auffällt: Das Personal ist freundlich-aufmerksam. Man fühlt sich gut bedient – ob mit Shirt und Jeans oder mit edlem Zwirn im Lokal. Das Essen in der Bistro-Bar Remise ist bodenständig mit frischen Zutaten. Die Preise für die Weine aus der Region sind fair kalkuliert. Da macht es Spaß, eine Flasche zum Essen zu bestellen.
DER AUTOR HAT TEXT UND FOTOS OHNE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DRITTER ERSTELLT.