MÉDOC: NACHHALTIG UND VIELFÄLTIG

Im Médoc findet man Crus Classés der Klassifizierung von 1855, Crus Bourgeois, Crus Artisans, Genossenschaftskellereien und fast 400 weitere Weingüter. Es gibt ein breites Angebot von preiswerten Weinen bis hin zu Blue Chips:

Mehr als 16.000 Hektar besonderen Terroirs bestimmen den Weinanbau: Gemäßigtes Meeresklima geprägt durch den Mündungstrichter im Osten und den Atlantik im Westen. Dazu kommt eine vielfältige Geologie, entstanden in verschiedenen Eiszeiten, sowie eine Vielzahl von Kieskuppen. Dazwischen und im Unterboden spielen Lehm, Kalk und Sand eine Rolle. Die Komplexität setzt sich fort bei Rebsorten, Weinbau, Weinbereitung und Geschmack der Weine. In zwei virtuellen Masterclasses  sprechen Sabine Ernest-Hahn (Foto: links) und Romana Echensperger (MW) mit Winzern des Médoc über Nachhaltigkeit und Vielfalt. Der Fokus der Masterclass liegt auf dem Content und nicht auf der Verkostung.
Château Anthonic (unten rechts) ist eines der ältesten familiengeführten Weingüter in Moulis, dessen Gründung auf das 18. Jahrhundert zurückgeht. 1977 übernimmt die Familie Cordonnier das Weingut. Die knapp 30 ha große Rebfläche erstreckt sich auf dem ton-kalkhaltigen Plateau von Moulis, wo die traditionellen Rebsorten des Médoc ein ideales Mikroklima vorfinden. Dieses Terroir bekommt dabei dem Merlot besonders gut, weshalb er in der Assemblage überwiegt. Der heutige Besitzer Jean-Baptiste Cordonnier legt seit jeher sein Augenmerk auf naturnahe Anbaumethoden: seit 2010 pflanzt er kontinuierlich Hecken um seine Rebparzellen herum zur Förderung der Biodiversität. So finden sich heute in seinem Weinberg eine Vielzahl an Vogel-, Reptilien- und Insektenarten, die als natürliche Schädlingsbekämpfer agieren. Über die Jahre pflanzte Jean-Baptiste zudem diverse Bäume, welche sich positiv auf das Mikroklima seiner Reben auswirken. Seit Sommer 2016 wird der Weinbau organisch-biologisch betrieben, seit dem Jahrgang 2019 auch bio-zertifiziert. www.chateauanthonic.com
Das 4,5 Hektar große Weingut Chateau Reysse von Dr. Stefan Paeffgen (ganz oben, unten links) liegt im nördlichen Médoc, nordwestlich der Stadt Bordeaux. Die Übernahme von Château Le Reysse erfolgte während der Assemblage für den Jahrgang 2009. In diesem Spitzenjahrgang bewies Stefan Paeffgen sein Können und das notwendige Feeling für die nicht immer einfache Stilistik bordelaiser Weine. Bis zu 50 Jahre alte Rebstöcke sorgen für eine tiefe Konzentration der Weine und der 20 monatige Ausbau verleiht den Weinen ihre Kraft und Komplexität. Trotz des nicht immer einfachen Atlantikklimas beweist er mit den Weinen von Château Le Reysse wie hochwertig, vielschichtig und langlebig die Weine aus dem Médoc sein können. www.vignoblespaeffgen.org
Château Hourtin-Ducasse liegt in Saint-Sauveur, Haut-Médoc in der Nähe von Pauillac und erstreckt sich über 25 Hektar, einschließlich 18 Hektar Rebfläche. Weinbau wird nach dem Prinzip der konservierenden Bodenbearbeitung betrieben, die bestimmte Techniken aus der Biodynamik und dem ökologischen Landbau übernimmt. Die Pflanzen werden gestärkt und die Biodiversiät in, auf und über dem Boden gefördert. Damit wollen die Marengos nicht nur ihr Terroir bewahren und die Umwelt schützen, sondern sie sind auch davon überzeugt, dass auf diese Weise die Qualität ihrer Weine besser wird. Ziel bei der Assemblage ist es, jedem Jahrgang die Persönlichkeit zu lassen, die er durch die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bekommt. Es gibt daher jedes Jahr nur einen Rotwein und keinen Zweitwein. Die Familie Marengo erwarb Château Hourtin-Ducasse 1976. Heute leitet es Michel Marengo (Bild oben, Mitte) mit Unterstützung seiner Frau Marie-Noelle und einem Teil ihrer sieben Kinder.www.hourtin-ducasse.com
Château Loudenne befindet sich 6 km nördlich von Saint-Estèphe im Médoc am Ufer der Trichtermündung der Gironde. 62 Hektar auf einer einmaligen Kieskuppe sind mit Reben bepflanzt, der Rest sind Salzwiesen, die der extensiven Viehzucht dienen und als „Natura 2000“ eingestuft sind. 48 Hektar sind dem Rotwein gewidmet und 14 Hektar mit Sauvignon Blanc  und Semillon bepflanzt. Loudenne war 1880 das erste Château im Médoc, das Weißwein herstellte und macht das bis heute. Derzeit befindet sich Château Loudenne in der Regie von Matthias von Campe (Vierer-Foto oben, unten rechts) in der Umstellung auf den ökologischen Weinbau (ECOCERT) und seit dem Jahrgang 2017 ist Loudenne mit dem nachhaltigen Zertifikat HVE zertifiziert. Das rosafarbene Château wurde 1670 von einer Adelsfamilie aus Bordeaux erbaut und ist eines der wenigen Weingüter, die einen Privathafen besitzen. Aufgrund der Farbe seiner Mauern ist es im Médoc als „Das rosa Schloss“ bekannt. Seit 2014 ist es im Besitz von MOUTAI, dem führenden Spirituosenkonzern Chinas, und CAMUS, dem größten unabhängigen Familienunternehmen in Cognac.www.chateau-loudenne.com
Fotos/Reproduktionen: – Text: Klaus Feldkeller

   Sende Artikel als PDF   

Kommentare sind geschlossen.