Rieslinge aus dem Weingut Dr. Loosen gehören zur Weltklasse. Da wurde es auch langsam Zeit, dass Mastermind Ernst „Erni“ Loosen im Vorfeld der Fachmesse „Véritable“ in Neustadt über seine Wein-Philosophie referierte:
KULTWINZER „ERNI“ ERNST LOOSEN: „E LECKER MÖSELSCHE“
Loosen war auf Einladung von Uwe Warnecke, langjähriger Sommelier im Schwarzen Hahn des Deidesheimer Hofs und gemeinsam mit Philipp Kiefer Organisator der Véritable in die Pfalz gekommen (Foto oben: links Pfalzwein-Vorsitzender Boris Kranz). Während auch die 8. Ausgabe der St. Martin-Weinmesse für das Fachpublikum gedacht ist, hat Warnecke seine guten Kontakte dazu genutzt, Weinlegenden wie Angelo Gaja, Dierk van der Niepoort, Graf von Neipperg und Alois Lageder für ein Publikum aus Profis und interessierten Geniessern einzuladen.
Spitzenweine von der Mittelmosel: Wehlener Sonnenuhr und Ürziger Würzgarten.„Erni“ Loosen von der Mosel ist übrigens mit seinem Projekt Weingut Villa Wolf in Wachenheim in der Pfalz kein Unbekannter. Der Winzer betonte in seinem kurzweiligen Vortrag, dass von der Mosel keineswegs nur restsüße Tropfchen kommen: Mit seinen trocken ausgebauten Rieslingen hat Loosen keinen unerheblichen Anteil daran, dass Rieslinge deutscher Herkunft weltweitauf den Weinkarten der Spitzengastronomie zu finden sind.
Aufmerksame Zuhörer beim Loosen-Referat im Saalbau Neustadt/Pfalz. Foto: Fredric GroßGrund dafür ist, dass sich Weingüter wie Dr. Loosen in Bernkastel bereits vor Jahrzehnten auf die weinbaulichen Traditionen ihrer Vorgänger zurückbesonnen haben. Dank der Tatsache, dass die Reblaus nicht an der Mosel vorkam, haben die dortigen Weingüter zum Großteil einen wurzelechten Rebbestand, der an einigen Stellen über 100 Jahre alt ist. Die Terroirs sind geprägt vom Rotliegendem und blauem und rotem Schiefer – und von den für die Mosel typischen teils extremen Steillagen mit Hubschraubereinsätzen für den Pflanzenschutz.
Terroir an der Mosel: Roter SchieferBeim Weinmachen ist die Zeit für den Moselaner Winzer ein wichtiger Faktor. Ist die Lese denn erst einmal im Keller, gönnt ihm Loosen zunächst Zeit: „Wenn man es will, dann kann man heutzutage innerhalb von fünf Tagen einen Wein auf die Flasche bringen“, sagt Loosen angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten. Für Qualitäts-Winzer wwie Loosen kein probates Mittel: Ein jahr reifen die Weine mindestens auf der Vollhefe, den Kreszenzen aus der „Reserve“-Edition gibt Loosen zwei Jahre Reifezeit und weitere drei auf der Flasche, bevor sie auf den Markt kommen. Aktuell lotet der Moselaner die Möglichkeit aus, Weinen acht Jahre Reifezeit zu gönnen. Was Muße bei der Reifung bedeutet, zeigte Loosen im Vorfeld des Vortrags am Beispiel zweier Großer Gewächse aus der gleichen Parzelle in der Lage Ürziger Würzgarten: Zwei trocken ausgebaute Rieslinge mit identischen Analysewerten – 7 Prozent Säure, 7 Gramm Restzucker und 12,5 Prozent Alkohol – einmal als Reserve Jahrgang 2012, einmal aus 2016, stellten unter Beweis, dass die Weine mit den Jahren Eleganz entwickeln. Oder wie Loosen es ausdrückte: „E lecker Möselsche …“
„Back to the roots“ – Zu den Wurzeln des Fassausbaus: Das Weingut dr. Loosen an der Mosel befindet sich seit über 200 Jahren in Familienbesitz. Als Ernst Loosen 1988 die Leitung übernahm, erkannte er schnell das großartige Potenzial der uralten weinberge: 60 bis 100 Jahre alte, wurzelechte Reben in den besten Weinlagen der Mittelmosel. Der Wein spiegelt die einzigartige Herkunft und eine jahrhundertealte Tradition. Terroir triumphiert hier über Technologie. Es gehört zu den besten Weingütern der Welt und wird alljährlich von den renommiertesten Weinfachmedien in seinem Ruf bestätigt.
Fotos: – Text: Klaus Feldkeller