MONTEVERRO: MIT AKRIBIE UND BAUCHGEFÜHL ZUM SPITZENWEIN

Nun ist die Maremma, der südlichste Teil der Toskana, nicht gerade bekannt für Spitzen-Weingüter. Doch Julia und Georg Weber haben sich dies mit ihrem Anwesen Monteverro in den Kopf gesetzt. Auf der italienischen Messe Vinitaly präsentiert das deutsche Ehepaar seine Weine:

Julia Weber schenkt zuerst einen sehr fruchtigen Vermentino ein, dann den Terra di Monteverro 2014, alles handgelesen, 20 Monate im Eichenfass gereift. Auch bereits trinkreif ist der Tinata 2014, ein Cuvée aus Syrah und Grenache. Dann der Höhepunkt: ein Monteverro 2012 aus Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. 24 Monate in Barriques aus französchischer Eiche – ein echtes Spitzenprodukt. Monteverro befindet sich unterhalb von Capalbio in der Provinz Grosseto, auf dem letzten Hügel vor dem Meer. Auch im Weinbau muss man manchmal dem Instinkt, dem berühmten „Bauchgefühl“ folgen. Eines Tages stand Georg Weber am Fuß des mittelalterlichen Städtchens Capalbio in einer damals noch von Getreidefeldern geprägten Landschaft.
Der Deutsche schaute über die Hänge, die zum Tyrrhenischen Meer hin sanft abfallen, er spürte die leichte Brise, die vom Wasser herüberwehte, er atmete den Duft der Macchia, der wildwuchernden Kräuter und Blumen. Und er wusste: „Diese Küste hat irres Potential.“ Die mikroklimatischen Daten und sorgfältige Bodenanalysen untermauerten den ersten Eindruck: Unter den Getreidefeldern lag tonhaltige Erde, reich an Eisen und mit Gestein durchsetzt, die bestes Potenzial für den Anbau großer Weine bot. Das Gestein wirkt als natürlich Drainage, in den oft regenreichen Wintermonaten speichert die Tonerde Feuchtigkeit, von der die tiefwurzelnden Reben in den heißen Sommern profitieren.
Monteverro liegt im Süden der Maremma.
Das mineralhaltige, reiche Terroir von Monteverro ist optimal für den Anbau von Reben. Besucher können sich selbst davon überzeugen: Entlang dem Weg, der oberhalb der Weinberge zu einem Aussichtspunkt führt, zieht sich eine uralte, rund 50 Zentimeter hohe, natürlich gewachsene Gesteinsmauer, überwachsen mit mediterraner Macchia – hier lässt sich die auffallend rote Erde mit ihren Gesteinseinlagerungen begutachten. Heute erstreckt sich Monteverro auf rund 60 Hektar, die sanft von 30 auf bis zu 80 Meter über dem Meeresspiegel ansteigen. Das Tyrrhenische Meer ist von den Weinbergen sichtbar – es liegt nur fünf Kilometer entfernt.
Im Westen zeichnet sich am Horizont die beeindruckende Silhouette des Monte Argentario ab, im Südosten liegt, nur rund 10 Kilometer entfernt, die Grenze zu Latium. Oberhalb des Weinguts liegt das Städtchen Capalbio mit seinem perfekt erhaltenen mittelalterlichen Ortskern rund um die Kirche San Nicola aus dem 12. Jahrhundert, in der Julia und Georg Weber geheiratet haben. Auch der alte Name Monteverro verweist auf die Ursprünglichkeit des Ortes: „verro“ ist das italienische Wort für „Eber“, ein Hinweis darauf, dass die Macchia rund um Capalbio auch Heimat vieler Wildschweine war und ist. Ein guter Wein entsteht nicht im Keller, sondern im Weinberg, das ist die Weber-Überzeugung: „Weil wir der Natur so weit wie möglich ihren Lauf lassen wollen und Wert auf Biodiversität legen, haben wir uns bewusst gegen Monokultur entschieden“. Ab 2019 sollen die Weine dann bio-zertifiziert sein.
Wo früher Getreidefelder waren, stehen nun Rebenzeilen.
Von den 60 Hektar, die Monteverro umfasst, sind 35 Hektar mit Reben bepflanzt (von denen nur gut 27 in Produktion sind), der Rest ist mit Olivenbäumen und mediterraner Macchia, also einer Vielzahl an Büschen, Sträuchern, Gräsern, Blumen und Kräutern bewachsen. Julia Weber: „Jeden unserer Weinberge sehen wir als kleines Mikrokosmos, das vielfältigen Einflüssen unterliegt. Da ist zunächst die rote Tonerde, die unsere Böden prägt, ein stark mineralhaltiges Terrain, das von Gestein durchsetzt ist und so für natürliche Wasserdrainage sorgt.“
Um die gesunde Entwicklung der Pflanzen zu unterstützen, haben die Webers zusätzlich eine intensive Drainagierung im Boden installiert, die überflüssiges Wasser abtransportieren kann. So sollen die Reben dazu gebracht werden, möglichst tief zu wurzeln und die Mineralität des Bodens voll auszuschöpfen. Ein begünstigender Faktor des Terroirs ist die Lage in Meeresnähe, die den Weinen nicht nur eine gewisse animierende Salzigkeit verleiht, sondern in heißen Sommern auch durch die vom Wasser her wehende Brise für Abkühlung sorgt. Die Weinberge erstrecken sich über drei Hügel, die sanft von 30 auf bis zu 80 Meter über dem Meeresspiegel ansteigen. In den Lagen, die nach Nord-­Süd ausgerichtet sind, wachsen vorwiegend die Sorten Cabernet­ Sauvignon und Cabernet Franc, die in Monteverro rund 60 Prozent ausmachen.
Unterhalb des Städtchens Capalbio wird Monteverro-Wein angebaut.
Ihnen folgen anteilig Merlot, Syrah, Grenache und Petit Verdot – alle diese Sorten sind ebenfalls in Nord­-Süd­-Richtung gepflanzt, damit die Sonne gleichmässig auf die Blätter scheint. Bei den Chardonnay-­Trauben (insgesamt etwas über zwei Hektar) soll einem Säureverlust vorgebeugt werden, deshalb sind diese Parzellen nach Ost-­West ausgerichtet; die Trauben sind weitgehend von den Blättern bedeckt und so vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Die Devise von Julia und Georg Weber lautet: „Ein guter Wein entsteht im Weinberg“.
Von Anfang an haben sie besonderen Wert darauf gelegt, mit renommierten Bodenexperten zusammenzuarbeiten, um ihr wertvolles Terroir bestmöglich auszuschöpfen. Die Grundeinstellung beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz in der Behandlung des Bodens, aus dem die Reben all ihre Kraft und Gesundheit ziehen. Der Boden wird als lebender Organismus betrachtet, dessen Gleichgewicht durch den Einsatz von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden gestört wird. Die besondere Sorgfalt im Umgang mit dem Boden bringt mit sich, dass die Weine von Monteverro heute von tiefen, an Mikroorganismen reichen Böden profitieren können.
Das deutsche Winzpaar Julia und Georg Weber auf seinem Weingut in der Toskana.
Fotos: Leif Carlsson

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